Gisbert zu Knyphausen ist für seine melancholischen und zugleich hoffnungsvollen Stücke bekannt, nun kommt seine erste reguläre Soloplatte seit sieben Jahren.
„Das Licht dieser Welt“ dieser Titel ruft weniger Vorfreude als Irritation hervor: Warum bringt Gisbert zu Knyphausen, der in Deutschland für seine Wortkunst in den höchsten Tönen gelobt wird, ein Album raus, das eher nach einer Lieder-CD aus dem Religionsunterricht oder dem neuen Roman von Ken Follett klingt?
Ganz so harsch sollte man vor dem ersten Hören aber dennoch nicht urteilen. Zu Knyphausen hat noch immer eine wunderbare Stimme und beweist, dass Musik nicht immer fette Synthesizer und pompöse Beats braucht. Er baut seine Songs lieber minimalistisch auf: ein wenig Klavier, ein bisschen Gitarre, hier und da mal ein paar Drums. Die Musik ist überaus zurückhaltend und dient vielmehr dazu, seine Texte zu begleiten.
In den 12 Tracks von „Das Licht dieser Welt“ singt Gisbert zu Knyphausen über kleine Szenen und Geschichten aus dem Alltag, in denen sich der ein oder andere bestimmt wiederfindet. Weil die Inhalte so bekannt, manchmal fast banal sind, sind die Gefühle, die damit zusammenhängen so nachvollziehbar.
Ich komme nicht umhin, mich beim Hören immer wieder an Pohlmann erinnert zu fühlen. Das mag an der Tatsache liegen, dass auch er ein deutscher Liedermacher ist; dass beide Musiker eine sagenhaft sanfte Stimme haben oder dass sie ähnlich unbeschwert an die Musik herangehen.
Gisbert zu Knyphausen ist in gewisser Weise Pohlmann für Erwachsene – zumindest, wenn man die älteren Hits von Pohlmann im Ohr hat, in denen es um junge Liebe, Sommer und noch mehr junge Liebe geht. Wie es sich für einen guten Singer/Songwriter gehört, singt natürlich auch zu Knyphausen von Liebe, etwa in dem Lied „Dich zu lieben ist einfach“.
Dass er auf „Das Licht dieser Welt“ aber auch vor ernsteren Themen nicht zurückschreckt, beweisen Titel wie „Kommen und Gehen“. Wie der Name schon erraten lässt, geht es dabei um Abschiede. Obwohl das Thema ‚Tod‘ kein unbedingt seltenes in der Musik ist, ist die Art und Weise, in der zu Knyphausen davon spricht, doch eher ungewöhnlich.
Der Song handelt unter anderem von den nicht so schönen Seiten des Alterns: Was ist das für ein Gefühl, wenn man Stück für Stück seine Erinnerungen verliert? Wenn die engsten Freunde einen nach und nach verlassen? Wie soll man mit der Ungewissheit über das, was nach dem Tod kommt, umgehen? Es geht in dem Lied aber auch um ein Thema, dass gesellschaftlich kaum angesprochen wird: Sternenkinder, also Kinder, die bereits tot zur Welt kommen oder kurz nach ihrer Geburt sterben.
Doch gerade in Anbetracht dieser bedeutsamen Themen komme ich nicht umhin, mich über „Das Licht dieser Welt“ zu ärgern. Zum einen wegen der zuweilen wirklich unsäglichen Reime (z.V. „Also schwebst du, benebelt vom Whisky wie eine eiernde Frisbee über den Strand“), zum anderen wegen der Vielzahl wirklich abgedroschener Bilder, wie die dunklen Augen, die an die Sterne des Universums erinnern.
Unter dieser Schicht aus Poetry-Slam-Reimen und bedeutungslosen Phrasen gehen die Geschichten, die Gisbert zu Knyphausen zu erzählen hat und die mehr als erzählenswert sind, leider unter.