Wann veröffentlicht man am besten ein Album mit gruseligen Geschichten? Richtig, im Halloween-Monat. Das dachten sich wohl auch Lankum, die gestern ihren neuen Longplayer „Between The Earth And The Sky“ veröffentlicht haben.
Die vier Folk-Musiker*innen aus Dublin, die lange unter dem Bandnamen „Lynched“ auftraten, diesen dann aber aus politischen Gründen ablegten, kennen sich mit irischen Märchen und Mythen gut aus. Genau aus diesen Geschichten stammen die Ideen zu den neun Songs auf dem dritten Album der Band.
Die Brüder Ian und Daragh Lynch sowie Cormac Mac Diarmada und Radie Peat machen handgemachten Folk. Da wird in den Dudelsack geblasen, die Fidel gespielt und es werden das Akkordeon und die Konzertina gequetscht. Beim Hören fühlt man sich sofort in das vorletzte Jahrhundert oder in einen Irish Pub versetzt.
Was ist zu tun, wenn das Geld aus ist? Die einen jammern, die anderen schreiben darüber eine Folkballade. In „What Will We Do When We Have No Money?“ wird der Stimme Raum gegeben, lediglich ein monotoner Akkordeon-Grundton begleitet den Lynch-Bruder. Ganz selten setzt ein mehrstimmiger Chor ein.
Beschwingter geht es mit dem Lied über „Sergeant William Bailey“ weiter. Bei dem irischen Klassiker treffen Fidel auf Akkordeon und Gesang. Beim „Tooral looral looral looral loo“ möchte man sofort mitsingen.
Auf allen neun Tracks des Longplayers werden einzelne Stimmen und Instrumente mit Bedacht und sehr reduziert eingesetzt, die Folk-Platte klingt nie überladen. Es gibt auch eine reine Instrumentalnummer, der siebenminütige Track „The Townie Polka“, der sehr entspannt daher kommt.
Ähnlich minimalistisch aber nicht minder stimmungsvoll ist das Albumcover: Auf der schwarz-weiß Zeichnung sieht man einen alten Baum und daneben eine Frau, die einen dunklen Mantel mit Kapuze trägt. Ja, es wirkt mythisch und nebelig, passend zu den Schauergeschichten des Folk-Quartetts.
Lankum haben mit „Between The Earth And The Sky“ ein stringentes drittes Album vorgelegt, das die irische Folkmusik-Geschichte fortschreibt sowie live bestimmt viel Spaß macht – und einen musikalisch zumindest nicht gruseln lässt.