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Marilyn Manson – Heaven Upside Down

Als sich Marilyn Manson im Oktober 1996 zum “Antichrist Superstar” krönte, machte die komplette Musikwelt große Augen. Da kam doch tatsächlich jemand um die Ecke, der der längst in Vergessenheit geratenen Nischen-Branche namens Schock-Rock einen massentauglichen Neuanstrich verpasste.

21 Jahre später ist vom furchteinflößenden Vibe der ersten Manson-Stunde aber nicht mehr viel übrig. Dem kalkweißen Lulatsch mit der Lizenz zum Kindererschrecken ist das jedoch schnuppe. Manson zieht unbeirrt seinen Stiefel durch.

Die atmosphärische, bisweilen gar blueslastige Vorgänger-Neuausrichtung (“The Pale Emperor“) war wohl nur ein Strohfeuer. Im Herbst 2017 tritt wieder der altbekannte Manson aus dem Dunkel ins Licht.

Soll heißen: Brachiales aus der Industrial-Wundertüte trifft auf mystische Alternative-Sounds, die befeuert mit Schimpfwörtern und Anti-Bibel-Hasstiraden Erinnerungen an Zeiten wecken sollen, in denen der selbsternannte Fürst der Finsternis noch Angst und Schrecken verbreitete.

Musikalisch versprüht das Manson-Hier-und-Jetzt aber nur noch den Schock-Esprit einer Nierentransplantation bei Greys Anatomy. Zu aufgesetzt und durchgelutscht quält sich der Hauptprotagonist durchs eigene Archiv und stolpert dabei über handelsüblichen Industrial-Krach, der heutzutage niemanden mehr aus den Socken haut (“We Know Were You Fucking Live”, “Tattoed In Reverse”, “Kill4Me”).

Erst gegen Ende des Albums spitzt man die Lauscher. Das detailverliebt arrangierte Dynamik-Spektakel “Saturnalia”, der hymnenhafte Titeltrack und der zwischen hart und zart pendelnde Rausschmeißer “Threats Of Romance” pumpen noch einmal frisches Blut ins nur noch schwach bebende Manson-Herz.

Der endgültige Abgang wird also noch einmal verschoben. Brian Warner is still alive. Aber allzu lange wird’s wohl nicht mehr dauern, bis sich die Branche einen neuen Bösewicht suchen muss.

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