Electronica live. Das ist ja immer so eine Sache. Nicht nur bei DJ-Sets stellt man sich oft die Frage: Bedienen die Typen da vorne wirklich die Geräte oder kommt alles nur vom Band? Auch Mount Kimbie aus London verbucht man seit dem Start 2008 als Electronica. Wie ambivalent dieser Terminus ist, beweisen Dominic Maker und Kai Campos vor allem live.
Das Duo aus London stöpselt im Berliner Astra nämlich vor allem echte Proberauminstrumente ein. Gitarre. Bass. Eine halbe Armada an Keyboards. Plus Live-Schlagzeug. Im Grunde keine große Überraschung: Mount Kimbie kennt man für einen hybriden Sound, der aus knurrigem Bass, viel Percussion und wirren Synthesizern besteht. Und wenn mal ein Kabel flöten gehen sollte, kann man das immer noch als beabsichtige Soundästhetik schönreden.
Der Fokus liegt ganz auf dem aktuell erschienenen Album „Love What Survives“, auf dem sich das Gespann ein wenig melancholischer als sonst präsentiert. Los geht es mit dem pressierenden Krautrock von „Four Years And One Day“. Die Band wirkt zu Beginn noch eine Spur schüchtern, will wohl selbst nicht glauben, dass der Laden restlos ausverkauft ist. Gut, dass es Nebelmaschinen gibt.
Zur Erinnerung: Auf dem Album sind hochkarätige Features wie Trauerbarde James Blake, Micachu, Andrea Balency und King Krule vertreten. Diese Tracks werden live natürlich zur Bewährungsprobe. Dass die gelingt, liegt auch am Schlagzeuger und dem Support der versierten Andrea Balency am Synthesizer, die auch den Gesang bei „You Look Certain“ übernimmt.
Bei „Marilyn“ kümmern sich Dominic und Kai dann selbst um die Vocals. Später auch bei der umjubelten Single „Blue Train Lines“, für die im Original der manisch-grantige King Krule verpflichtet wurde. An dessen bluesigen Flow kommen die zwei Soundtüftler nicht ran, wissen sich aber technisch auszuhelfen. Die peitschenden Snares in „Field“ vom Debütalbum gehen direkt über in die ersten Akkorde von „You Took Your Time“, das schön dezent mit Flanger-Effekt gepimpt wird.
Auch dramaturgisch ist die Show ziemlich clever. Nach der minutiösen Post-Dubstep-Randale folgen die jazzig angehauchten Couchbeats von „Home Recording“, das nicht weniger chillige Midtempo von „T.A.M.E.D.“ und das spacig-verträumte „Delta“.
Stroboskoplichtgewitter dann aber noch kurz vor Schluss: Mount Kimbie versuchen sich in Analogtechno und offerieren eine pochende Version ihres kantigen Eskalations-House-Hits „Made To Stray“, von dem übrigens auch ein DJ Koze Fan ist. Ebenso ein Track, wie ihn auch gerne Jam City auflegt, der den Abend für die Band eröffnet hat.
Die bot keinen Anlass zum Meckern. Außer, dass es zu kurz war.