Die vier Jungs von The Magic Gang eröffnet den Abend. Die Newcomer aus Brighton zeigen sich nerdig gut gelaunt. Ihr funkiger Indie-Rock mit Singer-Songwriter Attitüde hat keine Ecken und Kanten. Das lässt sich nett anhören, das Publikum nimmt es größtenteils gelassen.
Umbaupause. Fünf Cases randvoll mit Effekten auf der Bühne. Unplugged wird das nicht.
Wolf Alice kommt und sofort geht’s los. „Heavenward“, der Opener der neuen Platte „Visions Of A Life“, eröffnet dezent wehmütig. Frontfrau Ellie Rowsell ganz in schwarz. Brav, fast fragil mit streng an den Kopf gegelten Haaren.
Unterbrechungsfrei folgt „Yuk Foo“, der Kracher der Platte. Ellie zeigt schnell, sie kann nicht nur brav. Mimik und Gestik strotzen vor Energie. Der dichte Gitarren-Teppich zieht sich bis durch „You’re A Germ“. Jetzt sind alle abgeholt, voll dabei, die ersten Reihen singen schon mit. Erste Kurz-Ansage und weiter ohne Atempause.
Für Melodie sorgt der Bass über dem geordneten Sägen der zwei Gitarren. Die Dynamik der Stücke kommt aus den Unterbrechungen und kurzen leiseren Stellen. Zeit für Pausen bleibt nicht. Das Set zählt 17 Tracks plus Zugaben. Es gibt fast beide Scheiben.
Der Gig präsentiert das breite musikalische Spektrum der vier. Dem Teppich zum Aufwachen folgen ein paar ruhigere Stücke. Ms. Rowsell zeigt ihr zurückhaltendes Charisma mit viel Minenspiel. Gerunzelte Stirn, hochgezogene Augenbrauen, Schmunzeln, hypnotisches Fixieren der ersten Reihen.
Musikalisch präsentieren sie sich als Band. Jedes Instrument hat gleiches Gewicht. Theo Ellis am Bass gibt sich alle Mühe, das Publikum zu animieren. Der Effekt hält immer nur kurz, optisch gehört Ellie die Bühne.
Ihr Gesang noch abwechslungsreicher als die Musik. Die hohen Stellen wie bei „St. Purple & Green “ gelingen nicht so harmonisch wie auf Platte. Das macht sie bei den wütenden Parts vielfach wett.
Weiter zum Tanzen. Rollender rockiger Bass, einfache Struktur. Das peitscht das Publikum zur Höchstleistung. Jetzt wird hüpfend gesungen. Passend zum Text lässt die Sängerin die Mädels der ersten Reihe das lange Aaaaahh von „Bros“ singen, dekorativ auf den Monitoren sitzend.
Musikalisches Highlight „Visions Of A Life“ gegen Ende. Slow, düster, melodiös, unterbrochen von wahren Donnerschlägen und Finale im Gewitter. Die Gitarre wird malträtiert, nicht gespielt.
Auch zur Zugabe keine Atempause. Den Abschluss macht die erste Single „Giant Peach“. Tränchen in den Augen der Glücklichen, die unauffällig von Elli das Plektron in die Hand gedrückt bekommt.
Abwechslungsreich, authentisch, energiegeladen. Super Gig mit Jam-Charakter. Extrem professionell bis ins kleinste Detail choreografiert. Zufall gibt es hier nicht. Der oft dreckige Sound passt in einen Club. Die Show ist den Clubs entwachsen und strebt auf große Bühnen.