Vor drei Jahren sorgte der aus Michigan stammende Songwriter Garrett Clark Borns alias BØRNS mit der Veröffentlichung seines Debütalbums „Dopamine“ für viel Aufsehen in der Indie-Pop-Szene. Freunde sinnlicher Pop-Tunes und Anhänger von vintagelastiger Melancholie klatschten besonders laut in die Hände. Heute legt BØRNS nun endlich mit seinem zweiten Studiowerk „Blue Madonna“ nach. Wir trafen den Sänger in Berlin zum Interview und sprachen über intensive Atmosphären, den Schlüssel zum Erfolg und Träume auf zwei Beinen.
MusikBlog: Garrett, demnächst steht dein zweites Studioalbum „Blue Madonna“ in den Läden. Viele Künstler sagen ja, dass die Produktion des zweiten Albums schwerer sei als die des Debüts. Stimmst du diesen Kollegen zu?
BØRNS: Einfacher war es sicherlich nicht. (lacht)
MusikBlog: Was machte denn die Arbeit an diesem Album so herausfordernd?
BØRNS: Ich kann jetzt natürlich nur für mich sprechen. Bei mir war es so, dass ich beim Debütalbum kaum Druck verspürt habe. Die Songs hatten sich über die Zeit einfach angesammelt. Ich hatte keine große Fan-Base hinter mir, die erwartungsvoll den Release-Day erwartete. Und es ging für mich nach der Veröffentlichung direkt auf Tour. Es gab also keine großen Gedankengänge rund um die Produktion.
Versteh mich nicht falsch. Natürlich habe ich mir Gedanken gemacht. Die Songs, das Artwork, das ganze Album: Ich habe mich um alles gekümmert. Aber da war irgendwie kein Druck, verstehst du? Beim zweiten Album ist es anders. Da sind plötzlich Erwartungen im Spiel. Auf einmal ist alles viel strukturierter. Man folgt einem Plan. Das ist gut und hilfreich, kann aber auch anstrengend sein. Es bedeutet auf jeden Fall mehr Arbeit.
MusikBlog: Beeinflusst das veränderte Drumherum auch die Musik?
BØRNS: Schon möglich. Entscheidend ist aber, was in einem selbst passiert. Ich war beim ersten Album noch sehr unsicher. Ich war schüchtern und alles war irgendwie neu für mich. „Blue Madonna“ klingt in meinen Ohren anders. Das Album hat eine intensivere Atmosphäre. Es geht auch inhaltlich tiefer.
MusikBlog: Du trägst auch soundtechnisch dicker auf.
BØRNS: Ich bin ein großer Fan von Brian Wilson. Diese orchestralen Strukturen, die ganzen Arrangements, das große Ganze: Das fasziniert mich. Vor allem, weil es am Ende des Tages trotz aller Opulenz um einfache Pop-Songs geht. Das ist die Magie. Und das ist auch mein Pfad. Ich will alles nehmen und alles geben. Und wenn alles fertig ist, soll in großen Lettern POP drauf stehen.
MusikBlog: Einer, der dir dabei immer treu zur Seite steht, hört auf den Namen Tommy English. Was ist so besonders an eurer Beziehung?
BØRNS: Eigentlich sind wir beide sehr verschieden. Aber ich denke, dass genau das der Schlüssel ist. Ich bin eher der Piano-Typ. Tommy steht mehr auf Gitarre und Bass. Wenn ich bei einer Melodie in die Höhe gehe, beschäftigt sich Tommy mit tieferen Lagen. Tommy schließt bei mir und meiner Arbeit all die Lücken, die ich nicht entdecke. Wir inspirieren uns gegenseitig. Der eine kommt von links, der andere von rechts. Und am Ende treffen wir uns immer in der Mitte. Das passt super zusammen.
MusikBlog: Klingt fast so, als würde dir die Produktionsphase mit ihm am meisten Freude bereiten. Ist dem so?
BØRNS: Ich genieße eigentlich jede Minute, in der ich mich mit Musik beschäftige. Der Beginn, wenn so langsam Themen und Charakteren entstehen, das Proben, die Aufnahmen, die Zeit auf der Bühne: Ich liebe das komplette Paket. Man wird in jeder Phase mit anderen Gefühlen und Emotionen konfrontiert. Das macht den ganzen Prozess unheimlich spannend.
MusikBlog: Du sprachst vorhin Brian Wilson von den Beach Boys an. Wie sieht’s im Hier und Jetzt in puncto Inspiration aus?
BØRNS: Da gibt es natürlich auch einige spannende Künstler. Ich steh beispielsweise total auf die Arbeiten von Frank Ocean und Kendrick Lamar. Bei Frank Ocean entdecke ich auch viele Parallelen zu Brian Wilson. Beide verfolgen ähnliche Struktur-Pfade.
MusikBlog: Auf deinem neuen Album gibt es auch ein Duett mit Lana Del Rey zu hören. Mir kam ja zu Ohren, dass du in Zukunft auch gerne mal mit Quincy Jones gemeinsame Sache machen würdest. Stimmt das?
BØRNS: Auf jeden Fall. Mit Quincy Jones zu singen oder einen Kaffee zu trinken… Das wäre ein Traum. Der Mann ist eine Legende und musikalisch über jeden Zweifel erhaben. Keine Ahnung, was die Zukunft noch alles für mich bereithält. Ich bin jedenfalls offen für alles und freue mich auf jede neue Inspirationsquelle.
MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.