Der Generation Y wird ja gern mal vorgeworfen, sich nicht festlegen zu wollen – ganz egal, ob es um den Wohnort, die berufliche Zukunft, die Liebe oder auch nur das Abendessen geht. Diese Unentschiedenheit, die oft auch als Flexibilität oder Experimentierfreudigkeit bezeichnet wird, findet sich auch auf der neuen Platte von BØRNS.
Nach seinem Debüt „Dopamine“ und der darauf erschienen Erfolgssingle „Electric Love“, heißt sein zweites Album „Blue Madonna“. Wenngleich dieser Titel nicht unweigerlich Ausdruck eines Widerwillens zur Festlegung ist, so lässt sich in ihm dennoch eine gewisse Bedeutungsoffenheit feststellen. Der Name der Platte ist zweifelsohne an die beliebte Darstellung der in blau gekleideten Madonna angelehnt. Dennoch lässt sich der Rückbezug auf die (frühere) popkulturelle Ikone Madonna in diesem musikalischen Kontext nicht völlig ausblenden.
Interessant ist diese Bedeutungsoffenheit vor allem, weil BØRNS mit „Blue Madonna“ klassische Strukturen des Pop aufzubrechen versucht und dabei gleichzeitig einfach verdammt poppig klingt – wie bereits die ersten Beats der Single „God Save Our Young Blood“ ankündigt, in der keine Geringere als Lana del Rey gefeatured wird.
Aber ob Religion oder Popkultur, Pop oder kein Pop – irgendwie möchte ich mich da nicht festlegen. Macht BØRNS ja schließlich auch nicht. Der wird aber auch gern als ‚Gender-Bender‘ bezeichnet, also als jemand, der es mit den klassischen Geschlechterrollen und den damit zusammenhängenden Erwartungen an Aussehen und Verhalten nicht so hat.
Passend zu diesem ‚Bender-Dasein‘ beweist auch seine Musik ein großes Maß an Facettenreichtum: Sie schwankt zwischen analog und digital, zwischen natürlich und stilisiert, zwischen klassisch und futuristisch, zwischen zerbrechlich und kraftvoll.
Auch in Sachen Musikrichtung will sich das Album nicht festlegen: Ist es Indie-Pop, Indie-Rock oder Elektro-Pop? Und was ist mit dem ganzen Glam und den pochenden Beats? Wie lassen die sich als Teil des musikalischen Œuvres deuten?
Man könnte diese Unentschlossenheit als fehlende Stringenz bemängeln und BØRNS vorwerfen, „Blue Madonna“ sei ein schlecht geratenes Potpourri der Wahllosigkeit. Ganz so beliebig ist die Platte jedoch nicht. Den Songs ist gemein, dass sie alle nur so vor jugendlicher Unbeschwertheit strotzen und dabei verspielt und zugleich dramatisch klingen.
Was bei dieser Unbekümmertheit jedoch fehlt, ist der Tiefgang. Zu stark erinnern Titel wie „I Don’t Want You Back“ an die Banalität zahlreicher Taylor Swift Songs.
Genauso wie Taylor Swift meistert es BØRNS aber auch Musik zu machen, die beim Hören unweigerlich zum Mitsingen animiert und einfach nur Spaß macht.
Bei der abschließenden Frage, ob „Blue Madonna“ nun also ein empfehlenswertes Album ist, möchte ich mich auf meinen Status als Anhängerin der Generation Y berufen und kurz Fettes Brot zitieren: Ja klar, äh nein, ich mein Jein!