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Me And Reas – Past Perfect – Sonnenschein auf Umwegen

Aus Nürnberg kommt vieles. Wurst und Lebkuchen sind da nur zwei Dinge, die man neben der deutschen Band Me And Reas aufzählen kann. Die fünf Jungs, die in Nürnberg zusammen Musik machen, bringen mit “Past Perfect” erstmals nach ihrer EP “Where We Know All The Names” wieder ein ganzes Projekt auf den Markt.

Hört man sich diese EP noch einmal an, so stellt sich schnell eine Erwartung ein, die man an die neue Platte der Nürnberger hat. Angenehm klingender Indie-Pop, der beim ersten Hören schon zum Mitsingen anregt, manche vielleicht sogar zum Mitklatschen bewegt. Wer für letztes anfällig ist, dem sei an dieser Stelle empfohlen, das neue Album nicht in einem Zug das erste Mal zu hören. Das könnte dort für fragende Blicke sorgen.

Denn auch das neue Werk von Me And Reas erinnert trotz des düsteren Covers eher an The Wombats und Of Mice And Men als an Green Day oder 30 Seconds To Mars. Das merkt man schon beim ersten Song “More Than Just Breathing”, das mit treibenden Drums und vereinenden Backing-Vocals zum Teilhaben anregt.

Green Day und 30 Seconds To Mars haben es deswegen in den Vergleich geschafft, weil Me And Reas trotz ihrer sehr poppigen Ader ernster wirken, als rein auf Good Vibes bedachte Sommer-Bands, welche in der warmen Jahreszeit regelmäßig unsere Charts überfluten.

So klingt in “Go Back (Chapter 5)” und “All My Tomorrows” die unterschwellige Energie mit, die Balladen von Rock-Bands so interessant macht. Eine Spannung, die sich scheinbar unendlich aufzubauen scheint, ohne jemals richtig aufgelöst zu werden. Dabei geben sich atmosphärische und akustische Gitarren die Klinke in die Hand, um die tragischen Texte mit der notwendigen Tiefe zu untermalen.

Ein Vorwurf, mit dem sich Me And Reas wahrscheinlich konfrontiert sehen werden, ist der der Ähnlichkeit vieler ihrer Lieder, die dem Album – beliebig neu sortiert – das gleiche Gefühl geben würden. “In Stereo”, “Boy In A Box” und “200 Times” sind da drei Beispiele für diesen Vorwurf, mit dem auch sehr erfolgreiche Bands wie Simple Plan sich schon auseinandersetzen mussten.

Diesem Vorwurf gegenüber steht zum Glück doch eine Reihe individueller und interessanter Songs, die nicht nur im Sommer Spaß bringen können. “See Me” zum Beispiel liefert spannenden Minimalismus ab, der sich langsam zu einem kompletten Liebeslied aufbaut. “Cloud 99” beweist, dass eine Hymne auch authentisch und natürlich entstehen kann.

Was teilweise wie Panic! At The Disco auf ihrem zweiten Album “Pretty Odd” klingt, wirkt weniger aufgesetzt als die oben genannten Titel, sondern vielmehr wirklich wie ein Song, der von Wolke 77 geschrieben wurde.

“Forever In This Bed” rundet das Album dann noch mit einem ruhigen, aber nicht einschläfernden Song ab. Maritime Musik und ein mit leichtem Filter überzogener Gesang werden von einem Piano und einem Herzschlag, der den Rhythmus angibt, so wunderschön begleitet, dass das Ende sich wirklich wie ein Morgen am Strand anfühlt.

Me And Reas liefern mit “Past Perfect” also ein Album ab, das dort am besten klingt, wo es genau das am wenigsten versucht. Skeptiker werden Songs finden, an denen sie sich aufreiben können. Unbefangene werden aber Spaß an dem Album haben, denn die Sommersonne scheint dort durch, wo man am wenigsten damit rechnet.

Und was gibt es Schöneres, als von der Sonne überrascht zu werden?

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