Die Fantastischen Vier sind schon so lange im Business, dass sie sich ganz ohne Scham selbst zitieren dürfen. Diesen Luxus zelebrieren sie auf ihrem zehnten Studioalbum öfter als einmal und sehen dabei trotzdem alles andere als alt aus.

Auf „Captain Fantastic“ schlagen die vier gebürtigen Stuttgarter ungewohnt ernste Töne an. Aber was bleibt einem auch übrig in Zeiten wie diesen. In „Endzeitstimmung“ beispielsweise liefern sie eine dieser gekonnten Selbstreferenzen, indem sie ihr 23 Jahre altes „Po-Po-Populär“ in ein „Po-Po-Populist“ verwandeln und so mitten in den Zeitgeist des Hier und Jetzt katapultieren.

Sowieso liefern die Fantas mit ihren vielen Referenzen einen guten Überblick über die Sternstunden des Hip-Hops. In „Watchmen“ erinnern wabernde Klänge an Marterias “Blue Marlin”, bevor ausgiebig Erfolgszeilen von Freundeskreis zitiert werden, die sich leicht verändert als Kritik am ewigen Konsumwahn deuten lassen.

„Fantanamera“ zelebriert nicht nur im Titel den Wortwitz. Der selbst ernannte Klassiker, in dem die Fanta 4 sich und ihre Karriere wortgewaltig abfeiern, erinnert mit Computerstimme in der Bridge an einen weiteren Hip-Hop-Meilenstein, mit dem die Beastie Boys vor ziemlich genau zwanzig Jahren in eine andere Dimension abhoben.

Aber „Captain Fantastic“ ist nicht nur voll mit Referenzen, sondern wartet ebenfalls mit einer Horde Gastmusiker auf.

An der Textfront gab es Unterstützung von Samy Deluxe, Curse oder Beginner Denyo. „Hot“ hat Soulman Flo Mega verfeinert. Und auch wenn Die Fantastischen Vier zusammen mit Tom Gaebel in „Hitisn Reprise“ skandieren: „Auch wenn sie das nicht im Radio spielen/ Werden wir damit die Stadien füllen“, gibt es natürlich auch Songs auf „Captain Fantastic“, die absolut Mainstream sind und bei den meisten Rundfunksendern sicher mit offenen Armen empfangen werden.

Einer davon ist „Zusammen“: Dieser typischen Gute-Laune-Hit, bei dem Everybody’s-Darling Clueso mit Zeilen wie „Denn nur zusammen ist man nicht allein/ Komm lass uns alles miteinander teilen“ das Sahnehäubchen an lyrischen Banalitäten beisteuert.

Während man das noch mit einem wohlwollenden Lächeln und dem lauernden Sommer durchgehen lassen kann, wird es mit dem letzten Song „Weitermachen“ dann aber doch ein bisschen zu melodramatisch. Zu Streicherklängen wollen Damion und Thomas D. Mut machen und reihen dabei ein paar zu viele Klischees von dunklen Nächten und der Sehnsucht aneinander.

Darüber kann man aber getrost hinwegsehen oder skippen. Denn mit den restlichen Songs von „Captain Fantastic“ haben Die Fantastischen Vier bewiesen, dass sie auch im 30. Bandjahr immer noch vorne an der Hip-Hop-Kommandobrücke stehen.

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