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Es ist besser, du selbst zu sein – Sofi Tukker im Interview

Sophie Hawley-Weld und Tucker Halpern, besser bekannt als Sofi Tukker, lernten sich 2014 nur eine Woche vor ihrem Abschluss an der Brown Universität kennen. Jetzt veröffentlichen der Ex-Basketballspieler und die ehemalige Studentin für westafrikanische Trommelmusik ihr Debütalbum „Treehouse“ und möchten damit nichts anderes als sie selbst sein. Wie wichtig den Musikern die Treue zu sich selbst ist, weshalb sie kurz vor Studiumabschluss für ihren Traum noch einmal alle Pläne umgeworfen haben und in welchem außergewöhnlichen Land sie einmal auftreten möchten, verriet uns Sängerin Sophie im Interview.

MusikBlog: Sophie, du und Tucker habt euch an der Brown Universität getroffen. Wie bist du denn darauf gekommen, dich mit Tucker zusammenzutun? Fand der deine Musik anfangs nicht „langweilig“?

Sophie Hawley-Weld: Weißt du was? Er hat damals nicht gesagt, dass sie langweilig ist! (lacht) Er meinte nur „Was du machst, ist wirklich schön. Kann ich einen Remix davon machen?“ Tucker ist ein wirklich schlaues Kerlchen. Wirklich gut auch in sozialer Hinsicht. Er hat einfach diese Art, mit Menschen zu reden, es ist unglaublich. Ich muss auch zugeben, dass Tucker meine Musik für die Leute zugänglicher gemacht hast. Und das alles eine Woche vor Abschluss!

MusikBlog: Guter Punkt. Stehen die Zukunftspläne so knapp vor Uni-Abschluss nicht schon?

Sophie Hawley-Weld: Doch! Tucker hat mich wortwörtlich einen Tag vor Abschluss angerufen und gefragt, ob ich nach New York statt Brasilien gehen und mit ihm eine Band gründen möchte. Ich habe anfangs wirklich gezögert, wie du sagtest, alles war eigentlich geplant…

MusikBlog: Und was hat dich dann umgestimmt?

Sophie Hawley-Weld: Musik war schon immer das, was ich machen wollte. Nach Brasilien zu gehen, war ein Weg diesen Traum zu verwirklichen. Aber der Weg von Tucker fühlte sich zu dem Zeitpunkt einfach richtig an. Ich habe mit Freunden und Familie gesprochen und wurde mehr oder weniger überzeugt. Ich habe dem ganzen drei Monate gegeben. Nach drei Monaten konnte ich immer noch nach Brasilien gehen. Und so wurden aus drei Monaten sechs und nach einem Jahr war es die beste Entscheidung, die ich treffen konnte.

MusikBlog: Was hättet ihr denn geheißen, wenn nicht Sofi Tukker?

Sophie Hawley-Weld: Wir haben so lange gebrainstormt und haben uns wirklich den Kopf zerbrochen. Letztendlich fanden wir alles nicht ausreichend und blieben dann einfach bei den Namen, die unsere Eltern uns gegeben haben.

MusikBlog: Trotz Anfangsschwierigkeiten bei der Namensfindung, relativ guter Anklang mit „Drinkee“ für die erste Veröffentlichung, Bedeutete das für euch Druck oder Entlastung?

Sophie Hawley-Weld: Eher Entlastung, glaube ich. Es war gut zu wissen, dass die Leute mochten, was wir taten. Wir konnten einfach weiterhin wir selbst sein und das machen, was wir eh schon machten. Es war eine Bestätigung dafür, dass die Zuhörer es mögen, wenn wir weiterhin wir selbst sind.

MusikBlog: „Energia“ hat wie „Drinkee“ einen portugiesischen Text. Wie singen die Leute da so mit?

Sophie Hawley-Weld: Nun ja, die portugiesischen Songs verfolgen ein etwas anderes Ziel: Man kann sich einfach im Sound fallen lassen. Und weißt du was? Die Leute singen so oder so mit! (lacht) Es ist wirklich witzig. Überall wo wir spielen, sobald du in die Menge schaust, sieht es so aus… (Sofie spielt textunsichere Fans nach). Ich liebe es, wie sie die Texte murmeln. Man sollte uns einfach mal spontan auf stumm stellen und die Menge dabei aufnehmen, das wäre sicher lustig!

MusikBlog: So lustig, wie das Video zu „Fuck They“?

Sophie Hawley-Weld: Das hat so viel Spaß gemacht! Wir haben das Videodrehbuch selbst geschrieben und dabei nur gelacht! (lacht) Jede verrückte Idee, die wir hatten, haben wir eingebaut. Immer so: „Was ist, wenn wir Hunde an der Leine wären? Was, wenn… was, wenn… was, wenn…“ Und dann haben wir Mac getroffen, unseren Traum-Regisseur, der dann auch noch bereit war, das Video mit uns zu drehen. Es war das witzigste Wochenende überhaupt!

MusikBlog: Hattet ihr viele Zuschauer?

Sophie Hawley-Weld: Ja, die Passanten auf der Straße sind alle stehen geblieben. Es war so witzig! Erinnerst du dich an den grünen Drink, den ich hatte? Ich will immer noch nicht wissen, was das war, aber es war das ekligste, das ich jemals getrunken habe. Ich hatte nach dem Dreh auch keine Zeit zu duschen und bin also noch mit dem ganzen Schleim im Haar in den Flieger gestiegen!

MusikBlog: So witzig, dabei geht es in dem Song um ein wichtiges Thema.

Sophie Hawley-Weld: Verdammt, ja! Es ist so wichtig, man selbst zu sein, kompromisslos. „Sie“ sind nur die Stimmen in deinem Kopf, die dir sagen, wie du zu sein hast. Es fühlt sich definitiv besser an, man selbst zu sein. Ich habe „sie“ auch in meinem Kopf, keine Frage, aber es ist wichtig zu wissen, was du selbst tun willst, wie du dich selbst präsentieren möchtest, wie du sprechen oder gekleidet sein möchtest. Es geht darum, wer du in der Welt sein möchtest.

Wenn ich ich selbst bin, dann schert es mich einen Dreck, wenn Leute mich kritisieren, weil ich weiß, dass ich bin wie ich bin. Bin ich allerdings nicht ich selbst, dann fühle ich mich direkt angegriffen und denke vielleicht sogar darüber nach, ob es wahr sein könnte, was „sie“ sagen. Es muss authentisch sein und von Herzen kommen, dann bist du unantastbar. Du merkst, wenn jemand er selbst ist oder nur das nachspricht, was er aufgeschnappt hat.

MusikBlog: Wie unterscheidet man denn, auf wen man hören soll und auf wen nicht?

Sophie Hawley-Weld: Familie und Freunde helfen viel. Diejenigen, die dich dazu ermutigen, du selbst zu sein, egal wie seltsam du bist.

MusikBlog: Wie seltsam bist du denn?

Sophie Hawley-Weld: Super seltsam! (lacht) ich meine, schau mich an. Wir sitzen hier und ich esse Senf. Ohne alles. Mit einem Löffel. So seltsam bin ich!

MusikBlog: „Best Friend“ ist der Werbesong für das neue iPhone X. Wie kam es dazu?

Sophie Hawley-Weld: Wir hatten keine Ahnung! Wir waren dabei, das Video dazu zu drehen und Tucker schrie einfach nur „Sofie, komm sofort heeer!“ Es war so cool, weil wir durch den Dreh auch gerade in der Laune des Songs waren, also sind wir im Anschluss direkt darauf anstoßen gegangen. Es ist eine unfassbare Erfahrung und hat uns definitiv auf ein neues Level gebracht.

MusikBlog: Besteht trotzdem die Sorge, dass es nur der „Apple-Song“ bleibt?

Sophie Hawley-Weld: Bestimmt. Aber das ist mir so egal. Ich bin so dankbar, dass sie unseren Song für die Kampagne ausgesucht haben, und wenn es Leute gibt, die ihn nur damit assoziieren, dann ist das auch ok.

MusikBlog: In „Good Time Girl“ heißt es „I think it’s about a year since I became a snob, decided not to play along”. Spricht da jemand aus Erfahrung? Kriegst du sowas zu hören?

Sophie Hawley-Weld: Das ist so interessant, weil ich diesen Song gar nicht darauf bezogen geschrieben habe. Aber es stimmt. Meine guten Freunde wissen es und würden mir niemals so etwas vorwerfen. Es sind eher die Freunde, die früher eh nie Zeit für mich hatten, besonders nicht, als ich noch nicht so weit mit der Musik war. Die sind es dann, die mir vorwerfen, jetzt keine Zeit für sie zu haben. Aber ganz ehrlich? Ich empfinde keine Notwendigkeit dafür. Es gibt einen Unterschied zwischen diesen Leuten und den Leuten, die mit dir auf einer Wellenlänge sind, was das Leben angeht. Sie bedeuten dir etwas und du ihnen. Dann fühlt man die Bodenständigkeit.

MusikBlog: Schaffst du es denn regelmäßig, dich bei diesen Leuten zu melden?

Sophie Hawley-Weld: Ja. Ich habe erst gestern mit Freunden telefoniert. Ich versuche auch, jeden Tag meine Eltern anzurufen und mit meinem Bruder zu reden. Ich melde mich auch die ganze Zeit bei guten Freunden. Es ist immerhin auch so, dass wir, egal wo wir hinkommen, wieder neue Freunde treffen, es ist fantastisch. Und mit denen muss man dann auch Kontakt halten.

MusikBlog: Stichwort viele Orte: Gibt es einen, an dem du unbedingt noch ein Konzert spielen willst?

Sophie Hawley-Weld: Ja, Bhutan! Aber ich bezweifle, dass wir da jemals einen Auftritt kriegen werden! (lacht) Man muss sich, glaube ich, dafür bewerben, um ins Land zu kommen. Aber es ist so interessant. Wusstest du, dass die einen sogenannten „Freuden-Index“ haben? Die messen das irgendwie anhand dessen, wie die Leute sich zueinander und zum Land verbunden fühlen. Ich habe es mir noch nicht genauer angeschaut, aber es ist wirklich interessant! Das wäre ein Traum.

MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.

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