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Sofi Tukker – Treehouse

Schon so manchem Indie-Act haben sie als (zusätzliches) Sprungbrett gedient: Songs, die in schillernden TV-Werbungen durch den Hintergrund dudeln und dann doch schnell in den Mittelpunkt rücken, bis die Menschheit dem Ohrwurm gnadenlos ausgesetzt ist.

Im Fall von Sofi Tukker hat der bunt durchmischte und blasinstrument-betonte Song „Best Friend“ dem Duo zu mehr Aufmerksamkeit verholfen. Doch auch hier gilt: langfristig überzeugt nur, wer noch mehr zu bieten hat.

Eine Voraussetzung, die Sofi Tukker sicher mitbringen: ihr Debütalbum „Treehouse“ lässt zwischen stürmischen und dann wieder betont gleichmäßigen Beats und wechselhaften Electronica-Melodien keinen Platz für Lückenfüller, stille Passagen, aber eben auch kaum Luft zum Atmen.

Der Opener „Fuck They“ stürmt ohne Vorwarnung ins Geschehen und erinnert dank hektischer aber bedachter Spielereien an eine gediegenere Version von Die Antwoord.

Auch der Gesang von Sophie Hawley-Weld untermalt diese wandelbare Energie des Albums: regelmäßig sind ihre Tonlagen kurz davor, zu zerbrechen, nur um im nächsten Moment wieder deutlich an Volumen zu gewinnen. Die Einflüsse von Grimes oder Lorde sind unüberhörbar und doch nutzen Sofi Tukker besondere Merkmale dieser Künstlerinnen für ihre Einzigartigkeit.

Diese liegt nicht nur in der breit-gefächerten Instrumentierung, mit dem das Duo seine Songs präsentiert, sondern auch in der spürbar virtuosen Dynamik, die sich durch „Treehouse“ zieht und jener Detailverliebtheit, mit der die einzelnen Elemente zusammengefügt werden. Schichtungen mögen keine Besonderheit mehr und in Popsongs sogar Pflicht sein, Sofi Tukker führen diese Kunst aber einmalig fein und leidenschaftlich aus.

Ob das vorangetriebene „Baby I’m A Queen“ oder das von sanftem Sprechgesang begleitete und auf den ersten Blick eher unspektakuläre „The Dare“, die Songs halten nicht nur die aufregende Stimmung aufrecht, sie bieten durch Kleinstarbeit und erlesen zusammengefügte Sounds auch immer wieder neuen, musikalischen Raum, den es zu entdecken gilt. Und machen „Treehouse“ damit zu einem Popalbum, welches auch ohne Werbeeinsätze noch lange Spaß machen wird.

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