Hinds pflegen nicht nur vordergründig eine gewisse Seelenverwandtschaft zu renommierten Girl-Groups wie Honeyblood. Sie sind allerdings noch nicht so eitel, sich einer durchgstylten Version ihres LoFi-Gitarren-Pops zu ergeben. Und genau das lässt sie wiederum sehr stylisch dastehen.

Die vier Frauen aus Madrid knüpfen an ihr ungezwungenes Debüt „Leave Me Alone“ an. Der Nachfolger scheint nur nochmal einige Gramm weniger zu wiegen und macht das Garagentor zum Proberaum so weit auf, dass auch die letzte Ecke noch mit Sonnenlicht ausgeleuchtet wird.

Songs wie „I Feel Cold But I Feel More“ oder „To The Morning Light“ sind zurückgelehnte Indierock-Nummern mit charmantem Wechselgesang und knarziger Note.

Weil „I Don’t Run“ etwas kompakter und gemäß seines Titels entspannter ausfällt, bedeutet das aber keinesfalls, dass die Frontfrauen Carlotta Cosials und Ana García Perrote nur unschuldig in der Hängematte kleben. Inhaltlich können sie bisweilen ordentlich angefressen sein.

„I hate your taste, I hate you, Why don’t you talk no more“ singen sie in „Soberland“ und reagieren damit auch künstlerisch auf so manch unschöne Konfrontation mit Sexismus, die sie seit ihrem Debüt machen mussten, mit dem sie wiederum als erste spanische Band zur besten Primetime im US-Fernsehen auftraten.

Dass man auf das Machotum auch mit swingendem Mittelfinger reagieren kann, beweisen Songs wie das raubeinige „Rookie“. Das ist in Summe schlabbriger als Haim, legerer als Best Coast oder Girlpool und von luftig-cooler Lässigkeit.

Und wenn man dann zum Opener „The Club“ tanzen gehen würde, dann nur in einem Etablissement, das eine Dach-Terrasse, oder – noch besser – erst gar keine Wände hat. Denn näher an die mediterrane Version des alternativen Outdoor-Clubs kommen wir dieses Jahr vermutlich nicht mehr – falls es sowas überhaupt gibt.

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