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Morcheeba – Blaze Away – Die Flamme lodert noch

Man dachte, die Trip-Hop-Flamme sei längst ausgelöscht. Bis vergangenen Jahres plötzlich die Pioniere Massive Attack zu ihrem 30-jährigen Bandjubiläum 2018 eine große Tour ankündigten.

Und prompt hauen auch die Landsleute und ebenso genre-prägenden Kollegen von Morcheeba eine neue Platte raus und zeigen mit „Blaze Away“, dass das Trip-Hop-Feuer auch in ihnen noch lodert.

Die Tatsache, dass mittlerweile sowohl Massive Attack als auch Morcheeba zu einem Duo geschrumpft sind, tut dem Sound keinen Abbruch. Letzteren scheint der Ausstieg von Gründungsmitglied Paul Godfrey sogar gut getan zu haben. Auf „Blaze Away“ überzeugt vor allem die Gitarrenarbeit, die schon immer Bruder Ross’ Metier war.

Dubbige Delays und geschmackvolle Linien wechseln sich mit perfekt pointierten Tremolo-Gitarren ab und etablieren den Sechs-Saiter zu einer der Hauptsäulen der Platte. Die andere ist natürlich Skye Edwards großartige Stimme, die einen immer noch so in den Bann zieht wie Mitte der Neunziger, als sie mit ihrem Debütalbum „Who Can You Trust“ noch leicht im Schatten von Massive Attack standen.

Von ihrem Weg Richtung Pop-Musik weichen Morcheeba auch im Jahr 2018 nicht ab. „Blaze Away“ ist im Kern eine Pop-Platte, die ihre Fühler in viele Richtungen ausstreckt. Der Hip-Hop darf natürlich trotzdem nicht ganz fehlen, weswegen sie sich für den Titeltrack Roots Manuva als Gastmusiker eingeladen haben.

Bei „Paris Sur Mer“ klingt nicht nur der Titel nach einem französischen Chanson, sondern der Song selbst versetzt einen schlendernd in die dämmrigen Straßen von Paris. Das liegt nicht zuletzt an Benjamin Biolay – Star des Nouvelle Chansons – der dem Song als junger Serge Gainsbourg den typisch französischen Charme verleiht.

Bei „Love Dub“ ist der Name ebenfalls Programm. Mit jeder Menge Delays katapultieren Morcheeba den Hörer direkt von Frankreich nach Jamaika.
„It’s Summertime“ ist leichtfüßige Pop-Musik für die warme Jahreszeit und groovt sich als Ohrwurm sofort fest.

In seinem „Mezcal Dream“ halluziniert sich Godfrey in die 70er und huldigt mit seinem Gitarren-Solo dem entsprechenden Saxophon-Part von Gerry Raffertys „Baker Street“.

Auf „Blaze Away“ machen Morcheeba das, was sie am besten können. Poppigen Trip-Hop, der nie banal, aber auch nicht bahnbrechend ist. Und eben deswegen der perfekte Anwärter auf den Soundtrack für laue Sommernächte.

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