Zurück in die Zukunft. Jaguwar sorgen dafür, dass “1984” auch nach 1984 klingt, können sich aber modernen Elementen nicht ganz verwehren. Das ostdeutsche Trio verpackt New Wave Sound mit Noise-Pop und benennt es Future-Pop. Gar nicht verkehrt, denn Jaguwars drittes Album nach “Ring Thing” und “Gold”, klingt, als hätten sie ihren zukünftigen Sound gefunden.
Die sechs Tracks schöpfen mit mehrstimmigem Gesang von Lemmy und Sängerin Oyèmi aus dem Vollen, während man das volle 80er Jahre Studioequipment auffährt, um z.B. den Titeltrack “1984” mit einem eineinhalbminütigen Intro aus scheppernden Gitarren und orgelnden Keyboards zu versehen.
Danach takten sich die Leipziger durch’s Noise-Pop-Wunderland, präsentieren den passenden Chorus und lassen alles in einer dynamischen Rockgitarrenexkursion explodieren.
Und schon hat man Blut geleckt. Oder Eis am Stiel. Egal. “Glow” setzt mit Synthiebeats das Herz in Flammen und gesteht “No one ever showed me how to slow dance”. Das ist bitter, aber nicht essentiell wichtig, denn diese Disco-Romanze lebt nicht von der Tanzbarkeit. Vielmehr sorgen großartige Synth-Hymnen mit motiviertem Drumeinsatz fürs eingemachte Hörvergnügen.
Etwas daddeliger, indiesker rumpelt “Elephnz” durch den Porzellanladen der Popglückseligkeit. Das klingt, dank zweistimmigem Refrain, nach den The Wannadies und dank eingängiger Akkorde nach einem Konzertbesuch.
Sängerin Oyèmi ist keinesfalls eine “Iron Maiden”, der so betitelte Track aber präsentiert sich als schwächstes Glied im neuen Sixpack. Überladen, unmelodisch klirrt und synthesizert es sich schon beinahe wahnhaft zum Refrain, was das folgende “Infinity`s A Time Bomb” wie eine Bombasthymne klingen lässt:
Elektrisch geladene Gitarren treffen auf elektronisch geladenen Gesang und flächendeckendes Drumstakkato. Beinahe in Industrial abgleitend, öffnet sich der Refrain mit Lemmys klarem Gesang zu kühlem Soundkonstrukt.
Das weicht bereits wenig später im “Healing Cycle” auf. Ein 80s Riff, das kantiger als ein Lamborghini Countach über neongetränkte Straßen gleitet, pulverisiert die verspielte Synthielastigkeit des Instrumental-Titels, der leider die letzte Duftmarke von Jaguwar setzt.
“1984” knallt richtig rein. So oder so ähnlich würde man wohl im 80er Jahre Jargon beschreiben, was Jaguwar mit dem neuen Minialbum bieten. Freunde von New Wave, Synth- und Noisepop bekommen mit “1984” genug musikalischen Treibstoff für den Fluxkompensator. Egal, ob sie damit nach 1984 oder 2064 reisen.