Beinahe eine Ewigkeit ist es her, dass Snow Patrol initial auf „Songs For Polarbears“ mit so emotionalen wie eckigen Tracks begeisterte. „Final Straw“ markierte später den endgültigen Durchbruch, ihr Bekanntheitsgrad stieg, Gold und Platinstatus für ihre Alben waren die Regel.
Im Vorprogramm von U2 und auf der Playlist aller Dudelfunk-Anstalten präsent, war „Sachbearbeiterinnen-Balladen“ eine höfliche Bezeichnung dafür, dass auch musikalisches Wachstum nicht ohne Schmerzen vonstatten geht. Egal, schließlich kann man auch Coldplays „Parachutes“ ohne schlechtes Gewissen hören, was unbedingt auch für Evergreens wie „Run“ oder „Chasing Cars“ aus der Feder der schottisch-nordirischen Formation Snow Patrol gilt.
Das nach sieben Jahren Sendepause jetzt „Wildness“ erscheint, ist der Tatsache geschuldet, dass einige Bandmitglieder Familiengründungs- und private Konsolidierungsphasen hinter sich gelassen haben und es wieder gehörig in den Mugger-Fingern juckte.
In der albumlosen Zeit fanden nicht alle ihre Mitte. Wenn diese Platte als „persönlich“ angekündigt wurde, meint dies, dass der Frontmann das Songwriting zur Verarbeitung von Depressionen und persönlichen Verlusten nutzte.
Das Kernstück „Don’t Give In“ gibt den Leitspruch zum Restart: „Er funktionierte wie eine selbsterfüllende Prophezeiung.“ so Gary Lightbody, „Heal Me“ (mit viel Hitpotential unterwegs) heißt es an anderer Stelle – wenn dies nur per Aufforderung funktionieren würde!
Von über 40 fertigen Songs war im Vorfeld die Rede, zehn davon schafften es auf „Wildness“. Ein wenig von Altersweisheit durchtränkt, möchte sich die Platte mit der Entfremdung des Wildheit-Begriffs in unseren Tagen und der Rückbesinnung auf dessen ursprüngliche Bedeutung beschäftigen.
In Sachen Arrangements blieb man sich jedenfalls treu. Scheint „Life On Earth“ eingangs mit einem Spritzer „Space Oddity“ Gedächtnis-Treibstoff im Tank unterwegs, bewegen sich Snow Patrol folglich überwiegend auf bekannten Umlaufbahnen.
Das ist gut so, denn weder helfen Funk-Experimente wie „A Dark Switch“ weiter, noch überzeugt der Hybrid aus Editors und einer oben genannten Band in “What If This Is All The Love You Ever Get?“ gänzlich.
Mitunter kneift in der eigenen Komfortzone der Spagat zwischen Indie-Roots und dem Kokettieren mit dem Mainstream im Schritt, in musikalischer Hinsicht hat das Album trotz besungener „Wild Horses“ mit seinem Titel nicht viel gemein. Von emotionalem Power-Pop werden die einen sprechen, für andere wird es bei bereits genannter Einordnung bleiben.
Nicht aufregend, aber solide und mit einigen schönen Melodien an Bord präsentiert sich „Wildness“. Fans werden sich über den Anker freuen, den Snow Patrol in die Wogen der unruhigen Zeit geworfen haben.