James Blake’s Alben lassen sich häufig wie regelrechte Odysseen hören. Weltschmerz und die ganz persönliche Tragödie liegen bei dem Musiker aus England nah beieinander. So liest sich auch der Titel seines neusten Albums – „Playing Robots Into Heaven“ – wie der Titel eines Sci-Fi-Romans von Phlipp K. Dick.
Gleich zu Beginn des Albums wird klar, was dieser – zugegebenermaßen eher kryptische – Titel für den Sound des Albums bedeuten könnte. Blake legt einen Hall über „Asking To Break“, der das Piano im Track so klingen lässt, als würde es irgendwo ganz tief im Ozean und unter viel Druck in einem kleinen Studio voll aufspielen dürfen.
Im darauffolgenden Song „Loading“ geht es direkt ins andere Extrem, in die Höhe. Ein mechanischer Filter über repetitiven Vocals lässt hier wirklich den Eindruck eines Videospiel-Avatars entstehen, der – den technischen Beschränkungen seines Hypertextes unterworfen – auf die Vollendung seiner Flügel wartet, um ins nächste Level zu gelangen: „Where are my wings? They’re loading.“
Blake oszilliert zwischen diesen melancholischen und basslastigen Simulationen der Unterwasserwelt und rhythmischen, sphärischen Klängen, die schon eher so klingen wie Roboter, die sich in ungeahnten Höhen wagen und – konfrontiert mit urgewaltiger Schönheit – etwas Menschlichkeit aufblitzen lassen.
Die einzelnen Tracks erwecken teilweise den Anschein eigener Spiellevel, mit individuellen Klangmustern und -welten – die Heldenreise als Überwindung interaktiver Hindernisse und Herausforderungen.
Dabei bleibt James Blake lyrisch bei Altbewährtem, singt von Zwischenmenschlichem in zitierfähigen Zweizeilern, ohne dabei in die Beliebigkeit abzurutschen. Dafür sorgen auch Ausbrüche wie „He’s Been Wonderful“ und „Night Sky Print“, die James Blake’s Genre-Fluidität eindrucksvoll ausstellen.
Der titelgebende Abschlusstrack lässt zuletzt frühere Assoziationen mit Videospiel-Soundtracks noch einmal aufleben. Als atmosphärischer Epilog begleitet der Instrumental-Track den namenlosen Roboter-Avatar beim Aufstieg in den Himmel.
Jetzt wünschen wir uns nur noch das passende Spiel, das zu dieser musikalischen Untermalung passt. Oder vielleicht gibt es das ja schon? Wir machen den ersten Schritt und werfen „Kid Icarus“ in den Raum.