MusikBlog - Entdecke neue Musik

Soulwax – Essential

Die Geschichte von Soulwax ist eine von ausgemachten Unwahrscheinlichkeiten. Das neueste Kapitel hätten sie sich allerdings sparen können.

Ende der Neunziger machten sich die Belgier um die beiden Dewaele-Brüder Stephen und David als Alternative-Rockband einen Namen, die vor allem mit „Much Against Everyone’s Advice“ aus 1998 bis heute regelmäßig, und durchaus zu Recht, Bestenlisten durchmischt.

Dass die beiden nach hehren Zielen streben, als lediglich in typischer Rocksbesetzung schmissige Songs zu schreiben, davon zeugten früh ihre Seitenprojekte – zunächst unter dem Namen The Flying Dewaele Brothers und anschließend als 2 Many DJs.

Aus Soulwax wurde die Geschichte einer Rockband, die durch ihr erfolgreiches Gelegenheits-DJing keine Rockband mehr sein wollte. Wie spannend die Synergien aus fiepender Elektronik und Gitarren sein konnte, bewiesen sie anschließend mit „Any Minute Now“.

Danach hat es dreizehn Jahre gedauert, ehe sie sich ganz ohne Gitarren wieder in ein Studio wagten, um in einem Take das bis dato letzte Soulwax-Album „From Dewee“ aufzunehmen – und ihrer von „Alles Geht“-Mentalität geprägten Experimentierfreude eine weitere Krone aufzusetzen.

„From Dewee“ gerierte sich als perkussives Kleinod für alle, die One-Take nicht erst seit dem Kino-Meisterwerk „Victoria“ buchstabieren können. Die Outtakes zu „ From Dewee“ (wobei es Outtakes nicht ganz trifft; wurden die Stücke lediglich zur selben Zeit und mit demselben Aufbau aufgenommen) waren eigentlich bestimmt als Auftragsarbeit für einen gewöhnlichen DJ-Mix für Radio One.

Dabei hätten es Soulwax belassen sollen. Stattdessen veröffentlichen sie ein Jahr nach „From Dewee“ die lieblos zusammen gefrickelte Soundkollektion „Essential“, für die ihnen die Inspiration so sehr abhanden kam, dass sie die Songs noch nicht mal taufen wollten. Ein Schnappschuss von “Essential 1” bis “12”, der ohne Erklärung nicht auskommt, und mit noch absurder wird.

Die Stimme am Anfang der Platte, die damit ihre eigene Existenz zu rechtfertigen versucht, spricht Bände:

„Hallo, das ist Soulwax, tatsächlich bin ich weder Soulwax noch 2 Many DJs. Ich bin nur eine Stimme, die auf deren Befehl hin spricht. Ich habe sie nie getroffen, und sage nur, was sie mir vorgaben. Wir wollen sie zu unserem Essential-Mix willkommen heißen. Anstelle eines regulären Mixes aus zwei Stunden Musik zu erstellen, haben wir die letzten zwei Wochen in unserem Studio damit verbracht, binnen einer Stunde Musik aufzunehmen, aus alten Tracks, die aus dem Wort „Essential“ bestehen.“

Ja, ne, ist klar. Das Ergebnis klingt dann auch so klinisch impotent, wie es sich anhört und lässt jede Menschlichkeit vermissen. Wenn künstliche Intelligenz in naher Zukunft soweit ist, per Algorithmen EDM zu generieren, darf man sich die ersten laienhaften Versuche in etwas so vorstellen wie „Essential“.

Essenziell ist daran nichts. Verzichtbarer Experimental-Elektro für eine urbane Nische, die es gar nicht gibt. So verworren und steril, dass Soulwax gut beraten wären, sich wieder in Richtung „Much Against Everyone’s Advice“ zu orientieren.

Facebook
Twitter

Schreibe einen Kommentar

Das könnte dir auch gefallen

Login

Erlaube Benachrichtigungen OK Nein, danke