Mitski macht Indie-Rock. Das könnte man auch auf ihrem neuen Album „Be The Cowboy“ einfach für das nehmen, wonach es klingt.

Dem Ganzen zugrunde liegt ein Imperativ der sich, ausgehend vom Titel, durch das ganze Album zieht. Mitski möchte die Kontrolle nicht verlieren und sich das Ruder nicht entreißen lassen. Ihre neue Platte ist der musikalische Leitfaden dafür.

Ähnlich wie ihre früheren Werke beginnt auch „Be The Cowboy“ gestaltenwandlerisch und undefinierbar. Einem Song wie „Why Didn’t You Stop Me“ würde man zu gern einen Stempel aufdrücken, der sie mit Courtney Barnett vergleicht, wenn sie den Garage-Rock beschwört, der sie irgendwo in den 80ern einordnet, wenn schnelle Drums das kitschige Piano begleiten, aber man kann nicht.

Viel zu sehr macht Mitski dafür auf jedem der jeweils relativ kurzen 14 Songs eine Wandlung durch, die mit Individualität gerade angemessen beschrieben werden kann. Andere Beispiele dafür wären „Old Friend“, das Teile eines romantischen Bardenliedes mit der Schwere ländlicher Einsamkeit kombiniert.

„Lonesome Love“ und „Nobody“ ergründen auf ganz unterschiedliche Weise das Verhältnis zum Selbst, zur Liebe, zur Notwendigkeit einer anderen Person und zum Leben mit der eigenen.

Was also ist imperativ an „Be The Cowboy“ bis auf die Titel „Remember My Name“ und „Come Into The Water“ , von denen letzterer erstmals auch soulige Americana-Stimmung verbreitet?

Imperativ ist an „Be The Cowboy“ die Einstellung Mitskis zu sich selbst. Das Album behandelt die zwingende Notwendigkeit der Auseinandersetzung mit den eigenen Gedanken und der eigenen Situation.

Ohne Scham und Angst davor, verurteilt zu werden, spricht sie aus einer Perspektive, die häufig mit Egozentrik und Selbstverliebtheit gleichgestellt wird, aber eigentlich nur der natürlichen Wahrnehmung eines jeden entspricht.

Das Album endet mit „Two Slow Dancers“ und in der musikalischen Traumlandschaft. Beinahe gehaucht wird Mitskis Stimme dabei von minimalistischem Wummern begleitet, das zwischenzeitlich durch ein dichtes Netzt an Geräuschen führt, ehe der Schluss mit natürlicher Verdichtung, textlicher Repetition und anschließender Ruhe ausklingt. „Zu denken, dass wir die selben bleiben könnten“ , singt sie dann mehrmals und als Erkenntnis eines Albums voller Selbstreflexion.

„Be The Cowboy“ reiht sich nahtlos in die Diskographie Mitskis ein. Wo auf früheren Alben noch tatsächliche Verschlossenheit oder Zurückhaltung teilweise einen Filter vor die persönliche Wahrnehmung Mitskis gelegt haben, bestimmt jetzt selbstbewusste Introversion das Geschehen und die Musik.

Selbstbewusste und ambitionierte Introversion, mit der musikalisch jeder etwas anfangen sollen könnte, der sich irgendwo in der Indie-Szene wohlfühlt. Im Garage-Rock, im Indie-Rock, dem Electronica oder Pop ist dann eigentlich auch egal.

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