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Mystic Braves – The Great Unknown – Sich selbst kapieren

Take me back to irgendwann! Mystic Braves machen mit ihrem neuen Album genau das, was man von ihnen erwarten würde. Kompromisslose Rückbesinnung auf das, was mal war.

Wann? So ungefähr vor einem halben Jahrhundert. Eine Frage drängt sich dann geradezu auf. Klingt „The Great Unknown“ trotzdem zeitgemäß, neu, relevant, oder wie das absolute Gegenteil seines Titels? Small familiar?

Auf „The Great Unknown“ begegnet einem psychedelischer Pop mit einem folkigen Anstrich. Wo Tourgefährten The Creation Factory den Geist der Kinks beschwören und sich im Stapeln geschrammelter Akkorde erproben, stehen bei den Mystic Braves die Harmonien im Vordergrund, die Atmosphäre, der Schwebezustand.

Tame Impala produziert aufwändiger, die Beatles haben zur Zeit von „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ sicher mehr Drogen genommen, der Eindruck bleibt trotzdem ein ähnlicher. Hier produziert eine Band Gitarrenmusik, die eingängig und Pop ist, ohne kalkuliert zu wirken, die in scheinbarer Improvisation Hooks und Melodien generiert, die sich schnell festsetzen.

In „Under Control“ summt das E-Piano dem Zuhörer vor, was er mit Sicherheit auf den nächsten Spaziergang mitnehmen wird, im Rest des Albums sorgen gleichsam hallende Gitarre und Stimme für ein ähnlich unkonkretes Gefühl der Vertrautheit und Wohligkeit, wie man es bei einem unterbewusst abgespeicherten Duft verspürt.

„What Went Wrong“ und „The Great Unknown“ präsentieren sich als definierendes Duo für den Sound der Mystic Braves. Zwischen wallender und extrem entspannter Stimme wechselnd, begleiten die Riffs dann tatsächlich in das große Unbekannte, in Traumwelten, die sich weniger psychedelisch anfühlen, als auf dem Vorgängeralben „Days Of Yesteryear“ .

Kathartisches Entzugsalbum also? Um Gottes Willen! Nein! Wohl eher die finale Verschmelzung von psychedelischem Pop und naturverbundenem Folk, eingespielt in einer verrauchten Garage und vorgespielt in verrauchten Clubs.

Mystic Braves wissen, wo sie hingehören und gehen dort auch hin. Eigenbrödlerisch inszenierte Liebeslieder mit vielen möglichen Ausgängen von einer Band, die sich mit ihren fünf Mitgliedern nie allein fühlen sollte.

„The Great Unknown“ knüpft da an, wo „Days Of Yesteryear“ aufhörte und bewegt sich in eine Richtung, vor der andere Bands oft Angst zu haben scheinen. Den selbstbewussten, weil selbstverständlichen Weg in Richtung der Eingängigkeit, die Detailarbeit am Pop als Alleinstellungsmerkmal und die Rückbesinnung auf vergangene Zeiten als… Ja, als was eigentlich?

Bestimmt nicht als uninspirierter Versuch des Aufwärmens längst verkommener Speisen. Vielleicht einfach als Beleg des Bocks, als Beweis dafür, dass sich eine ganze Band selbst kapiert hat. Und die weiß, dass sie live noch besser klingt.

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