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Olafur Arnalds – re:member

Nerd-Träume werden wahr. Ólafur Arnalds‘, Freund, Label-Buddy und Kollaborationspartner von Neo-Klassik-Darling Nils Frahm, möglicherweise zukunftsträchtige Leistung auf seinem neuen Album „re:member“ muss man sich anlesen, erhören wird man sie nicht.

Der Isländer ist Teil jener immer beliebter werdenden Musikerschar, die eine innovative, zeitgenössische und höchst individuelle Interpretation von Klassik angeht.

Ob Neo- oder Modern-Klassik der treffende Name dafür sei, hat sich noch nicht voll etabliert, jedenfalls verbinden die Frahms, Hauschkas, Grandbrothers und Arnalds klassische und elektronische Musik organisch und instrumental, gänzlich ohne den für Pop so elementaren Gesang und kreieren so ein höchst eigentümliches Genre fern ab von Strophe, Refrain und Ohrwurmcharakter.

Arnalds, nun, hat für „re:member“ eine neue Aufnahmetechnik entwickelt, die mit Sicherheit Nachfolger evozieren wird. Er und sein Tontechniker Halldór Eldjárn entwickelten eine Audio-Software mit dem fancy Namen Stratus, die Sequenzen aus aufgenommener Musik generiert.

Soweit so DJ-mäßig klar. Allerdings stammen diese Sequenzen aus einem Wechselspiel dreier Pianos, eines hat Arnalds selbst angeschlagen, während die anderen via Midi-Technologie künstlich angesteuert wurden.

Im Ergebnis entstand eine Kooperation zwischen Künstlicher Intelligenz und Künstler, die erstaunliche organische und funktionierende Klangwelten hervorgebracht hat.

Dass die Musik in sogenannte Songs aufgeteilt wird oder „re:member“ die verdauliche Spiellänge eines Albums hat – 47 Minuten -, ist eher ein Versuch, Hörgewohnheiten gerecht zu werden. „re:member“ hätte nicht zwingend Album genannt werden müssen, es wird wohl nicht lange dauern, bis Künstler dieses Genres auf Unterteilungen verzichten und eher mit großen Aufnahmetakes, wie im Free-Jazz, arbeiten oder durchgängige Musik produzieren.

„re:member“ von Ólafur Arnalds ist natürlich insgesamt äußerst entrückt, entschleunigt und eine eher soundtrack-hafte Angelegenheit; schön und traumhaft dazu, allein das Suchtprädikat will sich nicht aufdrängen, das bleibt bei einem Hauschka stärker hängen, vielleicht, weil er ein wenig mehr wagt.

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