Adam Naas, eine Stimme, die in Erinnerung bleibt. Der französische Soulsänger klingt auf seinem Debüt „The Love Album“ classy, lasziv und monochrom nach zeitloser Romanze. Und selbst das Cover sieht ganz und gar nicht so aus, als würde Naas hier mit seinem Erstling antreten.
Das Album der Liebe, die mutige Inszenierung als Konzeptalbum geht gern mal in die Hose. Wer sich auf über zehn Songs an eine einheitliche Thematik bindet, lässt häufig wenigstens bei einigen Songs durchklingen, dass das Konzept nicht von vornherein stand.
Bei Adam Naas ist es nicht so. Er hat kein Problem damit, sich langfristig an die Liebe zu binden. Ohne eine Geschichte erzählen zu müssen, wird „The Love Album“ so zum liebeszentrischen Gesamtwerk eines Künstlers mit sehr besonderer Stimme.
Dabei wechselt sich Zärtlichkeit mit urbaner grittiness ab, die weichen Beats von „True Intimacy“ mit ihren umtriebigen und unruhigen Gegenstücken in „Strange Love“.
Als Thesenabhandlung über den Dualismus der Liebe kommen Titel wie „Eternity“, „Love Is Never To Blame“ und „No Love Without Risk“ daher, während Naas’ Gesang den Platz im Mittelpunkt nicht aufgibt.
„True Intimacy“ ist auch der Song, der es so schwierig macht, den Sound von Adam Naas auf den Punkt zu bringen. An Stellen ist man davon überzeugt, die androgyne Version eines Michael Kiwanuka zu hören, der ein Epos über die Liebe zu formulieren versucht, an anderen wirkt es viel persönlicher, gesanglich an Stellen sogar reminiszent früherer Stimmwunder der Popgeschichte. Michael Jackson sei da allein wegen der plötzlichen Stöhner erwähnt.
Den Abschluss des Albums markieren das hymnische „Love Is Never To Blame“ und die Ballade „When You’re Next To Me“, Abschied und Versöhnung in zwei Akten.
Wer gerade keine Lust darauf hat, sich über 45 Minuten persönlichen und abstrakten Gedanken zur Liebe zu stellen, sollte „The Love Album“ von Adam Naas trotzdem nicht beiseite legen, allein wegen seiner stimmlichen Leistung .
Wer sich damit allerdings abfinden, bestenfalls anfreunden kann, bekommt zeitlosen Neo-Soul mit Pop- und R’n’B-Ambitionen und nachempfindbarem Inhalt.
Der Charme und die Sinnlichkeit der Dämmerung, kondensiert auf ein Album. Chapeau!