Rückblickend sind all die verschiedenen musikalischen Unternehmungen des schon lange in Köln lebenden Kanadiers Jason Charles Beck, besser bekannt als Chilly Gonzales, für sich genommen, gar nicht so spektakulär.

Es ist das Gesamtpaket, das ihn so einmalig macht. Seine Hip-Hop-Alben waren lustig und frech, aber ein kurzweiliger Spaß.

Doch vor allem mit „Solo Piano“ begann 2004 sein Aufstieg zum Darling der deutschen Kritikerlandschaft. Einer, der Hip-Hop macht, aber auch Piano spielen kann.

Obwohl „Solo Piano“ nach Auskunft von klassisch ausgebildeten Musikern keinen spektakulären Kompositionsentwurf darstellt, war es ein wunderschönes Lebenszeichen aus der Mitte der Popmusik-Welt, dass Pop auch anders kann.

Hochgradig zweisamkeitskompatibel wurde Chillys Piano-Album zu einem weit verbreiteten Geheimtipp für harmonische Stunden, für das Chillout.

„Solo Piano II“ folgte 2012 und inzwischen ist Chilly Gonzales längst ein Enfant Terrible der Popmusik, der einen recht eitlen, semi-elitären Status pflegt und es genießt, ein sehr gefragter sogenannter Musikexperte und -versteher zu sein (inklusive eines als Musikschule aufpromoteten Workshop, Gonzervatory getauft, mit auserwählter Abschlussklasse in Paris).

„Solo Piano III“ soll nun der Abschluss dieser immer noch hervorragend funktionierenden kleinen musikalischen Unternehmung sein. Hört man alle drei Teile am Stück, offenbart sich naturgemäß die Ähnlichkeit der kurzen Stückskizzen, die popmelodisch funktionieren wollen, also kurz gehalten bleiben.

Dennoch sind sie virtuos vorgetragen, enthalten einen ganz eigenen Zauber, der auch nicht in die Neo-Klassik-Welle unserer Zeit passen will, also zu den Nils Frahms, Grandbrothers und Ólafur Arnalds, denen Chilly Gonzales mit seinem konstanten Hohelied auf das Piano den Weg bereiten half.

Nein, „Solo Paino III“ ist komplett zeitlos, kommt ohne Avantgardismen und vor allem ohne elektronische Elemente aus – und ist doch modern dank eines Melodiegebrauchs, der von ganz normalen Popsongs kommen könnte.

Er mag ein eitler Pimpf geworden sein, der zu viel von sich hält. Aber Chilly Gonzales bleibt ein guter Musiker und die „Solo Piano“-Serie herrliche Auszeit-Musik.

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