Die Eltern von Delgres stammen aus Guatemala, sie selbst sind in Paris geboren und machen Musik direkt aus dem Herzen des Mississippi-Deltas: Blues. Man versteht zwar meist kein Wort aber die Sprache des Blues ist ja sowieso eher eine, die man fühlt.

Die Drums beben schamanisch-repetitiv, die Gitarre zischt und sägt und bewirbt sich für einen Gastauftritt im nächsten Tarantino-Film. Von der Saharasonne aufgeheizt, wird dem wüstennahen Stoner-Rock gehuldigt, wenn der Bass in „Mr. President“ erbarmungslos knarrt.

Die karibische Herkunft der drei Jungs scheint vor allem auf dem etwas zu sehnsuchtsvoll-schmachtenden „Vivre Sur La Route“. Auch „Séré Mwen Pli Fo“ tendiert zu arg in Richtung Gefühlsduselei eines Eurovision Song Contest und die partiell eingesetzten Lynyrd-Skynyrd-Gitarren wirken eher wie eine Pose, als authentisch den Südwesten der USA reminiszierend.

Am besten sind Delgres, wenn es staubt. Wenn es groovt. Das kann mal klassischer Roots-Blues sein, mal modern-lamentierend an The Black Keys erinnern („Can’t Let You Go“). Auch „Ti Mamzel“ emanzipiert den Blues von seinen Wurzeln, würzt ihn mit französischer joie de vivre, dynamischem Harmoniespiel und einem sexy-brummenden Bass.

Aber nicht nur Wüste und Südstaaten-Hitze können Delgres. Auf „Mo Jodi“ sieht man sich eher auf einem Raddampfer über einen Fluss fahren, der rechts und links von ausufernd blühendem Dschungel flankiert wird. Der organische Sound evoziert Naturassoziationen am laufenden Band.

Obwohl am Ende einige Songs etwas zu ausufernd, zu lang geraten sind und der Fokus auf zu viele Spielarten gerichtet wird, übertragen sich Spiel- und Lebensfreude ohne Ausnahme.

So ist „Mo Jodi“ nicht nur eine Liebeserklärung an den Blues, sondern ein meist funktionierender Culture-Clash, mit viel Gefühl und Freude an der Musik.

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