Langer Sommer. Da scheint dem ein oder anderen schon mal die Sonne aus dem Arsch. The Night Game sind da nicht ganz unbetroffen.
Ihr selbstbetiteltes Debüt, das im Vorhinein oft als großartig revolutionätre Rückbesinnung des Pop auf vergangene, goldene Zeitalter gehuldigt wurde, bringt nämlich wenig von dem versprochenen Noir-Charme mit, den man von einer US-amerikanischen Rockband mit einem solchen Namen erwartet hätte.
„Never go double denim“, lautet das Sprichwort, das seit Jahrhunderten zuerst Cow-boys/girls, dann Rocker*innen und zuletzt Poser*innen davor schützen sollte, einen Schritt zu weit zu gehen. Martin Johnson, der Frontmann von The Night Game, trägt dazu noch Vokuhila – zwei Schritte zu weit.
Dabei möchte man der US-amerikanischen Band, die auch schon im Vorporgramm von John Mayer aufgetreten ist, gar nicht böse sein.
Sie meinen es bestimmt gut, wenn sie Synths über den collinsesken Gesang pressen, New Wave mit Triangel-Charme machen.
„Once In A Lifetime“, das vermeintliche Aushängeschild des Sounds der Band, klingt auch gar nicht mal so schlecht – ist aber eben nicht Aushängeschild des Sounds.
Stattdessen gibt es das Robin-Thicke-Gedenkstück „Bad Girls Don’t Cry“, das sogar inhaltlich ähnlich verstört und verwirrt wie „Blurred Lines“, den verlorenen Soundtrack zu High School Musical 4 mit „American Nights“ und mit „The Photograph“ die Lo-Fi-Ballade, die nur auf einen Remix von Felix Schulz oder so wartet.
Klar, die funkigen New-Wave-Ausrutscher aus „Back In The Van“ hat man so vielleicht auch schon bei Bilderbuch gehört. Bei deren Spiel mit der Ironie würde es aber auch nicht verwundern, wenn Frontmann Maurice Ernst plötzlich mit Vokuhila auf der Bühne stehen oder das nächste Album „Double Denim“ heißen würde. Diese Band meint es ernst, leider.
„The Night Game“ klingt wie das Album einer überhygienischen Person, die jeden ungewollten und möglicherweise identitätsspendenden Geruch aus ihrem Studio verbannt hat, aber selbst ein bisschen mieft – nicht aus Überantrengung heraus, sondern weil’s zur öffentlichen Darstellung gehört. PR-Schweiß halt.
Vom US-amerikanischen Nachtleben, düsteren und an irgendeiner Stelle auch nur leicht verwaschenen Sounds ist auf dieser Platte nicht viel übrig geblieben.
Könnten wir mal ein Negativ von dem Cover sehen? Das würde besser passen.