Daughter-Sängerin Elena Tonra bringt ja nicht wenige in der Indie-Welt mit ihrer überemotionalen Empfindsamkeit zum Dahinschmelzen.
Mit der überraschenden Ankündigung ihres ersten Soloalbums durch die Single „Romance“ vor ein paar Tagen, gelang ihr darüber hinaus ein echter Coup – auf ein neues Daughter-Album, vor allem auf ein echtes, das kein fast rein instrumentaler Soundtrack eines leicht überambitionierten Videospiels ist, warten Anhänger des Londoner Duos sehnsüchtig.
Da beschert Tonra also ihren Fans eine vorweihnachtliche Überraschung als Ex:Re, fällt der Apfel doch hier musikalisch erwartungsgemäß nicht allzu weit vom Stamm.
Grazile Melancholie getunkt in äußerst zurückhaltender Atmosphäre durchzieht ein ganz klassisches Trennungsalbum. Ex:Re, also „regarding ex“, ist dabei sehr wahrscheinlich kein Name, den Tonra für alle Zeiten bei Solounternehmungen tragen dürfte.
Nein, auf dem gleichnamigen „Ex:Re“ hört man jedem zarten Ton, jedem unaufdringlichen, aber wirkenden Rhythmus die notwendige emotionale Verarbeitungsleistung eines schmerzhaften Einschnitts an.
Das macht Ex:Res Musik zwar zu einem Fall für nur gewisse, hier melancholische, Stunden, an der Umsetzung dieser Herbstmusik gibt es aber ganz und gar nichts zu meckern.
Im Gegenteil, „Ex:Re“ geht stellenweise gelungener unter die Haut als Tonra mit ihrer Hauptband, wo ich manchmal den Jammer-Bogen als zu überspannt empfinde. Hier nämlich hat alles seinen richtigen Platz.
Vor allem die Instrumentierung sorgt in unaufdringlicher, gleichzeitig abwechslungsreicher Manier für einen spannenden Boden, auf dem sich Tonra stimmlich überzeugend auszutoben versteht.
Es ist das richtige Maß an Empfindsamkeit, das Ex:Res Debüt gelungen macht – und wahrscheinlich auch ein wenig das Timing: Es ist die beste Jahreszeit für sensible Musik.