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Johnny Marr – Live im Technikum, München

Wenn man an den britischen Indie-Pop denkt, dann kommt man definitiv nicht an The Smiths vorbei. Zwischen 1982 und 1987 veröffentlichten die Musiker um Morrissey und Johnny Marr vier Studioalben, die fast alle auf Anhieb in die britischen Top 10-Charts und im restlichen Europa zumindest unter die Top 50 landeten.

Trotz dieser Erfolge wuchsen die Ungereimtheiten und Konflikte zwischen den Mitgliedern der Gruppe immer weiter an. Im September 1987 war dann endgültig Schluss – The Smiths trennten sich, aber hinterließen ein musikalisches Erbe, an dem sich viele Rockbands und Musiker wie zum Beispiel Radiohead, Oasis, The Libertines, Muse und Blur orientierten.

Kurz nach der Trennung von The Smiths verfolgten die vier Briten ihre Karrieren weiter. Während Morrissey ein Auf und Ab in der Musikgeschichte erlebte und für seine Engstirnigkeit zu Musiklabels und Null-Bock-Attitüde bei eigenen Konzerten bekannt wurde, ist Johnny Marr vielfältiger und definitiv eine sichere Bank für Konzertbesucher.

So auch gestern im Münchner Technikum. Los ging mit “The Tracers” vom aktuellen Album “Call The Comet”, welches im Juni diesen Jahres erschien. “Call The Comet” ist bis dato Marrs erfolgreichstes Soloalbum, und auch in München schien die Platte viele Freunde gefunden zu haben.

Von Anfang an war die Stimmung vergleichsweise euphorisch. Neuere Songs wie “Hi Hello”, “New Dominions” oder “Bug” kamen sehr gut an und wurden frenetisch bejubelt.

Aber auch der Song “Easy Money” vom zweiten Studioalbum “Playland” entpuppte sich als Publikumsliebling des gestrigen Abends. Die Menge vor der Bühne klatschte die ganze Zeit im Beat mit und sang den Text nahezu perfekt.

“Ich sollte mal irgendwas sagen, aber ich vergesse es immer.”, scherzte der relativ wortkarge Marr nach knapp einer Stunde. Aber wer will schon Geschichten hören, wenn es unzählige Songs im Repertoire gibt?

Die Band Electronic ist wahrscheinlich für viele kein großer Begriff, doch dahinter versteckte sich eine kleine Superband. Johnny Marr formierte Ende der 80er Jahre zusammen mit Bernard Sumner, besser bekannt als Gründungsmitglied von den Bands Joy Division und New Order, jene Formation und scharrte Musiker wie die Pet Shop Boys und Karl Bartos von Kraftwerk um sich herum.

Was daraus entstand, war damals für die ältere Generation eine Sensation und das hörte man gestern auch wieder lautstark in München. Schon bei den ersten Takten des Electronic-Songs “Getting Away With It” von 1989 schrieen die eingefleischten Fans sich die Lunge aus dem Hals und es wurde laut im Saal. Sehr laut.

Johnny Marr hatte in seiner musikalischen Karriere schon viel erlebt. So stieß er von 2003 bis 2009 zur Band Modest Mouse und verschaffte ihnen den größeren Mainstream-Erfolg. Im Anschluss schloss er sich The Cribs für drei Jahre an, um dasselbe noch einmal zu schaffen. Das Album “Ignore the Ignorant”, an dem Marr maßgeblich beteiligt war, zählt bis heute zu den erfolgreichsten Alben von The Cribs.

Doch vielen ist er nur durch The Smiths ein Begriff. Aus diesem Grund war es auch nicht verwerflich, dass fast jeder zweite Song am gestrigen Abend von den Indie-Pop-Ikonen waren. “Last Night I Dreamt That Somebody Loved Me”, “You Just Haven’t Earned It Yet, Baby” oder “There Is A Light That Never Goes Out” waren nur einige Smiths-Hits auf der Setlist.

Besonders hervorzuheben ist “How Soon Is Now?”, der als einer der größten Indie-Hymnen weltweit zählt. Egal ob jung oder alt – jeder im Publikum kannte gestern den Song und sang energisch mit. Dann ging ein fast zweistündiges Set mit vielen bekannten, aber auch neuen Songs zu Ende – einfach atemberaubend.

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