Cass McCombs meldet sich mit neuem Album „Tip Of The Sphere“ zurück und ja, es liegt durchaus so etwas wie Spannung in der Luft. Es wäre schließlich nicht weniger als angemessen, zu sagen, dass „Mangy Love“, der Vorgänger aus dem Jahr 2016, in den USA mit ziemlicher Heftigkeit einschlug:
Nicht nur die branchenetablierten Meinungsmacher überhäuften ihn mit Lob, sondern auch Ellen DeGeneres lud ihn zu sich in ihre Show ein und katapultierte den Songwriter damit in eine ganze Menge US-amerikanischer Durchschnittshaushalte – sogar einen der besten Songwriter unserer Zeit musste er sich schimpfen lassen.
Um eventuellen Missverständnissen vorzubeugen: Das ist natürlich hocherfreulich für den inzwischen nicht mehr ganz so jungen Mann. Genau deshalb aber ist es doch interessant zu beobachten, wie und ob er als Musiker versucht, die an ihn gerichteten Erwartungen zu erfüllen.
Wir sitzen also, gelinde gesagt, freudig erregt, metaphorisches Popcorn mampfend vor „Tip Of The Sphere“, drücken den Play-Button und sind… ein bisschen ratlos. Möchte Cass McCombs uns (und mit uns der gesamten westlichen Musikwelt) eine Nase drehen?
Eine sich acht Minuten lang wiederholende, ein bisschen mehr als nur halb-schräge Gesangslinie, die den Schluss zulässt, der gute Cass, aus dessen Mund sie gerade erklingt, stünde nicht allzu weit entfernt vom Erstickungstod. Ok.
Wir beruhigen gerne: Ob er uns tatsächlich ärgern oder provozieren möchte, wissen wir natürlich nicht, Tatsache ist aber: die Platte setzt sich (zum Glück) nicht so fort, wie „I Followed The River South To What“ sie einläutet.
Die psychedelisch-verharrenden Gitarren-Pickings aus dem Opener bleiben uns zwar. Die kommen im restlichen Album allerdings auch bedeutend besser und werden von dezenten Piano-Licks und (noch) angenehmem Esoterik-Getrommel aufgefangen. Dazu bekommen wir dann endlich auch den leicht an Mark Knopfler erinnernden Cass McCombs, den wir kennen und mögen.
Und wer hätte es für möglich gehalten: Über die volle Distanz entwickelt sich „Tip Of The Sphere“ schließlich zu einem mehr als soliden Album, das Highlights wie Überraschungen bereithält.