Es ist eine liebenswerte Mischung aus unverhüllter Leck-mich-am-Allerwertesten-Haltung, den altbekannten Punk-Rock-Geist und schierer Coolness.

Mit diesem Satz könnte man das mittlerweile vierte Album der US-Amerikaner SWRMS locker beschreiben. „Berkeley’s On Fire“ hat eindeutig die Absicht, eine Kategorisierung zu vermeiden.

Im Vergleich zu den früheren Alben wie dem 2016er “Drive North”, einem Album, das sich durch zuckersüchtige Pop-Punk-Vocals und formelle lyrische Erzählungen ausgezeichnet, bedient „Berkeley’s On Fire“ eher neuere Wege und erweitert die musikalische Vielfalt von SWRMS enorm.

Ob es sich um den riffigen und Hives-artigen Rock von “Hellboy”, die akustische Zärtlichkeit bei “Bad Allergies” oder um den Wahnsinn in “Lose Lose Lose” handelt, es gibt da diesen eigenen Charme und dieses Gefühl jugendlicher Verlassenheit, die alles miteinander verbinden.

Schon in den ersten Takten spürt man die Veränderung. Allein der Opener “Berkeley’s On Fire” ist ein eindeutiger Indikator für die klangliche Entwicklung der vier Musiker aus Oakland seit 2014.

Er nimmt den Klang von schweren Gitarrenriffs auf, um einen rauhen Sound zu erzeugen, der dem aufregenden Gesang von Sänger Cole Becker entspricht. Am Anfang noch leicht verwirrend und disharmonisch, beflügelt der Refrain, mit seinem livetauglich-choralen “Berkeley’s On Fire – I’m still alive – I don’t know why – Berkeley’s on fire” um so mehr.

„Lose Lose Lose“ und „Hellboy“ haben auch ähnlich schnelllebige Gitarren- und Schlagzeug-Sounds, wobei die Texte eher kritischer über das ausgeprägte Bewusstsein zur Welt zum Ausdruck bringen. Alles wirkt kritischer, reifer und erwachsener. Diese Tracks überraschen angenehm – das bedeutet aber nicht, dass SWRMS ihren alten Sound und Stil komplett verlassen haben.

„Berkeley’s On Fire“ drückt dennoch den typischen SWRMS-Stempel auf die neuen Tracks, vor allem bei „Trashbag Baby“, „Too Much Coffee“ und „IKEA Date“. Diese Songs fügen sich perfekt in das Album ein, und lenken die neuen Beats, Verzerrungen und Stilbrüche optimal ab.

Dadurch wirkt das Album neu, aber dennoch vertraut. Zugleich machen sie deutlich, dass sich die Band bewusst dazu bewegte, ihre Songs so zu arrangieren, dass sie sich gegenseitig stören und ergänzen.

Für Fans von SWRMS klingt das wahrscheinlich eher wie eine Katastrophe. „April In Houston“ bringt dies mit seinem Hip-Hop-Drumbeat und dem Alt-Rock-Gitarren-Flair der 90er fast auf den Punkt – die Verschmelzung von alten und neuen Stilmitteln  funktioniert. Und im Falle von „Berkeley’s On Fire“ sogar sehr gut.

Songs wie “Lonely Ghosts”, „Trashbag Baby“ und „Lose Lose Lose“ wirken chaotisch gut und beeindrucken durch eine enorme Energie und Varianz. Doch es gibt auch Lieder, die nicht so in das Schema passen.

Während „Too Much Coffee“ zum einzigartigen Fluss des Albums beiträgt, wird es an und für sich doch zu einem Hindernis. Wo die meisten Tracks auf „Berkeley’s On Fire“ nach Innovationen suchen, ist „Too Much Coffee“ zu weich für den harten Ansatz des Albums.

Auch „IKEA DATE“ leidet aus ähnlichen Gründen. Auch wenn es von Anfang an eine ungewöhnliche und einzigartige Stimmverzerrung aufweist, verlässt es sich zu sehr auf den Text, der den Song tragen soll.

Glücklicherweise verschmelzen sich die eher softeren Songs mit dem Rest des Albums so gut, dass sie gar nicht so stark auffallen. Sie fungieren eher als Balance der stilistischen Veränderungen des Albums.

„Berkeley’s On Fire“ macht das bemerkenswerte Wachstum von SWRMS deutlich. Es unterscheidet sich erheblich von den ersten Alben, die vor Leichtsinn und Unkonventionalität nur so strotzen.

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