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Twenty One Pilots – Scaled And Icy

In kaum einer Fangemeinde wird so intensiv über jedes noch so kleine Detail diskutiert wie bei der Skeleton Clique – so nennen sich die Anhänger*innen von Twenty One Pilots. Unterschiedlichste Theorien und Deutungen werden entwickelt, basierend auf den Liedtexten, Videos, Symbolen etc.

So auch erneut, als Tyler Joseph und Josh Dun mit „Shy Away“ eine neue Ära einleiteten. Nach knalligem Rot mit „Blurryface“ und Gelb mit „Trench“ ist die Farbe ihres sechsten Studioalbums „Scaled And Icy“ ein kühles Pastellblau.

Nun, was könnte das bedeuten? Mit Blau werden Dinge assoziiert wie der Himmel, das Meer, Beruhigung, Harmonie. Und tatsächlich klingt die neue Platte auch viel weniger düster als die Vorgänger und mehr nach Feel-Good-Pop.

So hat das Album einen fast schon verdächtigen, positiven Sound. Der Opener „Good Day“ kommt tanzend zur Tür herein und schmeißt einem die gute Laune förmlich ins Gesicht. Die Inspiration durch Billy Joel und „Uptown Girl“ ist kaum zu überhören.

Eine ähnliche Leichtigkeit vermitteln auch „Saturday“ und „Mulberry Street“. Ansonsten gibt es viel Synth-Pop, weniger Rap. Dafür hat Tyler Joseph im Lockdown offenbar gelernt, E-Gitarre zu spielen und beweist das in der Rock-Hymne „Never Take It“ gleich mit einem Solo.

Zum Ende wird es dann doch wieder düster. In „No Chances“ singt ein Männer-Chor bedrohlich „We come for you, no chances“ und „Redecorate“ erzählt zu einem Chillwave-Beat Gedanken vor einem Selbstmord: Sollte man das Zimmer so lassen wie es ist oder es vorher aufräumen?

Auch wenn die Tracks vorwiegend fröhlich und optimistisch klingen, verarbeitet Tyler Joseph auch hier wieder seine Erfahrungen mit Depressionen und Angstzuständen. „Scaled And Icy“ thematisiert Angst, Einsamkeit, Langeweile und Zweifel – Emotionen, die nicht nur das Duo im letzten Jahr erlebt hat.

Für ihren einzigartigen Sound vereinen Twenty One Pilots wie gewohnt unterschiedliche Genres. Mal kommt dabei etwas Ungewöhnliches und Spannendes heraus, wie „The Outside“ – ein Mix aus Synth-Pop, Funk und Oldschool Hip-Hop. Mal entstehen eher klassische Pop-Songs für das Radio.

Diesem fast übertriebenen und für die Band eher ungewöhnlichen Positivismus möchte man nicht so richtig trauen. In den Kommentarspalten diskutieren die Fans ebenso darüber, was das alles bedeuten könnte.

Ob die Platte nun Besserung und den Weg aus einer psychischen Erkrankung, eine Hochphase während einer Depression oder etwas anderes darstellt – sie vermittelt jedenfalls ein wenig Hoffnung und gute Laune. Selbst wenn es nur für eine vorübergehende Zeit ist.

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