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Chloe Moriondo – SUCKERPUNCH

Nicht einmal anderthalb Jahre nach ihrem zweiten Album “Blood Bunny” schießt Chloe Moriondo mit ihrem nächsten Longplayer nach und der Blutzucker damit gleichzeitig in die Höhe. “Suckerpunch” klingt so, wie Center Shock mit Wodka-Ahoi schmeckt – geil, aber auch ein bisschen räudig.

Die 20-jährige Singer/Songwriterin und YouTuberin (derzeit verwendet Chloe die Pronomen she/they) singt sich dabei eingängig und schrill durch die Pop-Genres der letzten drei Jahrzehnte. In diesem grellen Kaleidoskop aus Neon-Leuchtreklamen und Rebellion lässt sich die US-Amerikanerin nicht auf einen bestimmten Stil festnageln, sondern nimmt den Vorschlaghammer selbst in die Hand.

Obwohl sich die aktuelle Platte musikalisch deutlich von “Blood Bunny” und „Rabbit Hearted“ abhebt, haben sich am Schaffensprozess größtenteils dieselben Leute beteiligt, was zum Experimentieren animiert haben soll. In einem Interview mit der Online-Plattform “The Alternative” erklärt Chloe Moriondo: “I just write like I’m drunk and edit like I’m sober”. Klingt nach jeder Menge Spaß, den man beim Zuhören aber nicht immer teilen kann.

Mit pixeliger 80er-Optik im Video klingt das hyper(pop)aktive “Fruity” ähnlich wuchtig wie “I Love It” von Icona Pop feat. Charli XCX aus 2012, kann der feministischen Pop-Hymne aber nicht das Wasser reichen.

Auch mit Popkulturreferenzen wird über die gesamte Platte nicht gegeizt, so nimmt sie im Refrain des Openers “Popstar” Bezug auf Britney Spears und Christina Aguilera, zitiert Aqua’s “Barbie Girl” im unheilvollen “Dress Up” und bandelt musikalisch in “Hell Hounds” mit Lady Gaga‘s Album “The Fame” an, welches sie übrigens maßgeblich beeinflusst haben soll während der Entstehung von “Suckerpunch”.

Auch ein Billie-Eilish-Soundalike checkt in ihrem “Hotel For Clowns” ein, doch für eine Fünf-Sterne-Bewertung reicht das “You Should See Me In A Crown”-Imitat dann doch nicht, sondern ertrinkt erneut in zu viel nervtötendem Autotune.

Ab einem gewissen Zeitpunkt ist einem das Verwursten von allem, was man aus den letzten Dekaden (nicht) vermisst, nicht mehr wurst und so freut man sich über eine kalorienarme Ballade wie “Diet Heartbreak” mit seinen echoenden Gitarren und dem sehnsüchtigen Hall auf ihrer Stimme. Auch dem längst vergessenen Drum ‘n’ Bass zollt sie Respekt im unbeschwerten “Cdbaby<3”.

Damit kommt “Suckerpunch” entgegen dem Titel nicht ganz unerwartet, niedergestreckt wird man von diesem bunten Gemetzel trotzdem. Vor Selbstbewusstsein (s)trotzend will es alles und kann auch sehr viel, verliert sich aber manchmal zu sehr in einer aufdringlichen Extrovertiertheit und offenbart sich damit stellenweise als Zuckerpantsche.

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