Xiu Xiu mit „Girl With Basket Of Fruit“. Selten gab es ein Album, dessen Titel so wenig klingt wie das, was drin läuft. Atmosphärische Landschaftsbilder, Stillleben, Natur? Fehlanzeige.

Aber das ist ja auch kein Wunder beim experimentellen Projekt aus San Jose, an dessen Spitze als einzige Konstante seit zwei Jahrzehnten Jamie Stewart steht.

„Girl With Basket Of Fruit“ beginnt direkt gleichnamig und aufreibend. Rhythmus und Dissonanz werden zwischen downgepitchtem Gebrüll zum Stilmittel, im zweiten Track „It Comes Out As A Joke“ orgelähnliche Akzente zum theatralischen Rahmen der (Selbst-)Zerstörung.

Jamie Stewart liebt die Inszenierung und fühlt sich zu keiner Sekunde dazu verpflichtet, sie in einer irgendartig verarbeiteten Version dem Zuhörer zu präsentieren. Also bekommt dieser Rohgewalt zu spüren und zu hören.

„Amargi Ve Moo“ ist dann vielleicht ein Beispiel für Musik, die ohne Dichte einschüchternd wirkt, wie eine intime Invasion des eigenen Verstands.

„Pumpkin Attack On Mommy And Daddy“ – ok. An diesem Punkt fragen wir uns zwischen maschinengewehrhaftem Geratter verschossener Kürbiskerne und industrieller Basskulisse, ob Xiu Xiu nicht einfach ganz subtile Kritik an der oberflächlichen Vermarktungsstrategie US-amerikanischer Kaffehäuser üben wollen, wenn es um Kürbisse geht.

Schließlich beschäftigt die Frage danach, was Pumpkin Spice eigentlich ist, mindestens so viele Leute wie die nach dem Sinn des Lebens. Auf diesem Album stehen die beiden Begriffe definitiv nicht synonym füreinander, zumal „Girl With Basket Of Fruit“ die Sinnsuche eher karikiert, viel lieber in postvernünftige Sphären aszendiert.

„In postvernünftige Sphären aszendiert“ – so ein Geschwurbel ist auf keinen Fall ernstzunehmen und gilt höchstens als Indiz dafür, wie schwierig es ist, die neue Platte von Xiu Xiu zu beschreiben.

Irgendwann klopft bei „Mary Turner Mary Turner“ dann doch jemand an den Stirnlappen und unter knarzenden Synths und prophetischen Gesängen öffnet sich so etwas wie ein Treppenhaus des kultischen Wahnsinns, an dessen Ende „Normal Love“ wartet.

Was am Ende dieses Albums noch als normal gelten darf, ist fraglich. „Normal Love“ klingt aber so, als hätten die emotionalen Nachbeben des vorangehenden Trips ihren Platz in einem eigene Track gefunden, der da melancholisch ist, wo vorher nichts war.

Xiu Xiu? Macht fertig.

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