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Yes We Mystic – Ten Seated Figures

Die fette, träge, westliche Wohlstandsgesellschafts, sie könnte als Parallele zum Sound von Yes We Mystic dienen, wenn man der Band aus Winnipeg Böses wollte. Das Quintett wählt einen Pop-Ansatz im Übermaß, der sich seines Überflusses kaum bewusst scheint.

Was man der Band jedoch nicht unterstellen kann, ist Bequemlichkeit oder gar Faulheit, die sich bei allzu einfacher Verfügung über alles und jeden unweigerlich einstellt. Dafür ist zu viel Hirnschmalz in „Ten Seated Figures“ geflossen.

Das Ergebnis ist Bastille für Fortgeschrittene: Einnehmende Songs wie in „Win Ben Stein’s Money“ scharren stets ein gesättigtes Panorama aus ruhelosen Rhythmen und verworrenen Sounds um sich, damit die nette Melodie es nicht ganz so einfach hat, sich festzusetzen.

Wenn Jodi Plenert zum Ende von „Italics“ ihre Stimme erhebt, ist das wie ein trauriges Echo aus den Rocky Mountains nachdem „Red Dead Redemption“ durchgespielt wurde. Schön und schade zugleich. Einerseits ist alles vorüber und doch würde niemand auf die Idee kommen, von vorne zu beginnen.

Das gilt eins zu eins für dieses Album, denn an andere Stelle geht der staatstragende Gesang von Frontmann Adam Fuhr, beispielsweise in „Panthalassa“, auch mal zu weit und bisweilen genauso auf den Wecker wie die permanente, nervöse Hibbeligkeit der Rhythmen.

Und da liegt der Hase im Pfeffer. Yes We Mystik bauen einige verwinkelte Züge in ein rastloses Songwriting, stapeln ihre Sounds meterhoch und singen dann mit der großen Geste des Formatradios.

Da geht schlicht der Fokus im Superozean baden, von dem die Band genauso singt wie von Selbstmord und den Exzessen des Kapitalismus. Motto: Alles. Jederzeit.

In den besten Momenten ist „Ten Seated Figures“ noch so verwunschen wie bei den Norwegern Mew, in den weniger gelungenen so (über)ambitioniert wie Sufjan Stevens‘ „Planetarium“ mit Bryce Dessner.

Hier präsentiert sich eine talentierte Band, die zweifellos hungrig ist, im Kern aber weder so arty, wie sie sich selbst sieht, noch so catchy, wie „Ten Seated Figures“ hätte werden sollen.

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