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Neufundland – Scham

Es sind politische Zeiten, in denen wir gerade leben – das spürt schon, wer freitags auf die Straße geht. Auch der Pop wird (wieder) politischer: Die Kölner Band Neufundland ist angetreten mit dem Anspruch, Musik mit Inhalt und Botschaft zu machen.

Auf ihrem neuen Album „Scham“, dem zweiten nach dem Debüt im Jahr 2017, nimmt sich die Band da viel vor:

Es geht um Geschlechterrollen und die Macht der Männer; um die Erlebnissucht der Work & Travel-Generation; um das Hamsterrad der Gesellschaft. Die fünf Musiker haben so viel zu sagen, dass es gerade so auf eine Platte mit 12 Songs passt.

Das titelgebende Gefühl der Scham führt alle Fäden zusammen: „Wir schämen uns für unsere Körper, für unsere Depressionen, für unsere schlecht bezahlten Jobs“, heißt es in einem Pressetext, „weil wir Scham vermeiden wollen, versuchen wir, ihr zuvorzukommen.“

Bei der Scham gehe es also um Machtverhältnisse und Ungerechtigkeit. Und wie klingt das?

Man könnte sich vertrackte Kompositionen und ausgetüftelte Klangexperimente dazu vorstellen. Doch auf diesem Album wird die Gesellschaftskritik in einem eingängigen Indie-Rock-Gewand verpackt, man könnte fast sagen – versteckt.

Musikalisch sind Neufundland oft radiotauglich. Liefen viele dieser Songs im Radio zwischen Bourani und Tawil, man könnte sie fast übersehen.

Die Single „Männlich Blass Hetero“ ist ein gutes Beispiel: Selbstironisch hinterfragen die Musiker ihre selbstverständlichen Privilegien als Männer: „Ein Glück, mein Glück ist mir schon in die Wiege gelegt“.

Die Stimme von Fabian Langer ist selbstbewusst, das Schlagzeug treibt, die Gitarren halten alles zusammen. Ein Ohrwurm-Song, wie einige auf dieser Platte.

Größtenteils bleibt es bei diesem Sound. Schade, dass die Band wenig Schritte nach rechts oder links macht – am ehesten noch beim R&B-angehauchten „Die Nacht ist jung“ oder bei „Eine Nagelbombe später“, das in Richtung Punk geht.

Fazit: Mit ihrem Zweitlingswerk muss sich Neufundland nicht schämen. Auf die Texte sollte man bewusst achten – im Radio könnten sie sich versenden.

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