Die Sonne scheint und die Kölner tummeln sich vorm Büdchen oder im Park herum. Aber auch das gute Wetter kann die meisten Zuhörer nicht davon abhalten, bereits zur Vorband ins Luxor zu strömen. Die Muncie Girls dürfen sich über lautstarke Mitsing-Chöre von der Theke und emporgereckte Fäuste freuen.

Die Location platzt bereits um kurz nach Acht aus allen Nähten. Grund dafür: The Get Up Kids. Man ahnt, dass die Frühlingstemperaturen auf tropisches Regenwald-Niveau ansteigen könnten. Und die sind schon beim zweiten Song erreicht.

Nach dem Opener „Satellite“ vom aktuellen Album „Problems“, hauen die fünf Männer sofort einen Klassiker raus. „I’m A Loner Dottie, A Rebel“ hat mittlerweile 20 Jahre auf dem Buckel.

Auch Matt Pryor vertraut darauf, dass das mehr als genügend Zeit zum Textlernen war und überlässt den Einsatz prompt dem Publikum – was aus vollen Kehlen abliefert.

Man kann es nicht leugnen. Die wenigstens sind hier wegen der aktuellen Platte, sondern wegen der alten Hits. Die Get Up Kids lösen dieses Problem charmant und verweben in der Setlist konsequent alte Knaller mit neuen Songs.

„Wir kommen schon seit vielen, vielen Jahren nach Köln. Es war immer eine unserer Lieblingsstädte. Danke, dass ihr auch nach Jahrzehnten immer noch kommt und mitsingt. Den Song haben wir bei unserer allerersten Tour gespielt. Es ist der älteste, den wir haben“, kündigt Jim Suptic „Woodson“ an und erntet dafür reichlich Applaus.

Und auch danach folgt mit „Lou Barlow“ wieder ein neuer Song. Es wird höflich mitgewippt, aber viel mehr auch nicht. Es hat was von Beilagensalat – kann man machen, braucht man aber nicht unbedingt. Man hat fast ein schlechtes Gewissen gegenüber den Künstlern, dass man die alten Nummern eben am meisten abfeiert.

Aber natürlich ist auch den Get Up Kids klar, dass „Something To Write Home About“ bis heute ihr bestes Werk ist. Deswegen feuern sie im Zugabenblock neben dem Replacements-Cover „Beer For Breakfast“ ausschließlich Songs von besagtem Album ab.

Zu „Holiday“ und „Red Letter Day“ wird gepogt, gesprungen und die Fäuste in die Luft gereckt und zu „Out Of Reach“ nimmt man seinem Nebenmann oder -frau in den Arm und schwelgt in Erinnerungen von damals.

„Beim nächsten Song möchte ich, dass ihr lauter singt als Matt Pryor. Ich weiß, es ist nicht leicht, aber ihr schafft das“, kündigt Suptic „Out Of Reach“ an. Challenge accepted. Zum großen Finale reißen sich zu „10 Minutes“ manche die Shirts vom Leib und geben den Stimmbändern den letzten Rest.

Man hatte fast vergessen, wie wichtig diese kleine Emo-Punk-Band ist. Aber nach heute treffen die Get Up Kids es selbst am besten auf den Punkt: „Sometimes I Miss You More“.00

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