Das ist schon ziemlich bizarr und surreal – Freya Ridings im Interview

Geht es nach UK-Insidern und eingefleischten Fans hochemotionaler Piano-Pop-Klänge, dann braucht sich die Welt um das Erbe von Genre-Ikonen wie Tori Amos und Kate Bush keine Sorgen mehr zu machen. Und in der Tat: Mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum zeigt die Londonerin Freya Ridings dem Großteil der derzeit aufstrebenden Branchen-Kolleginnen in puncto Ausdruck, Tiefe und Nachhaltigkeit spielend leicht die lange Nase. Wir trafen Freya Ridings zum Interview und sprachen mit ihr über Live-Sucht, Karriere-Highlights und den Moment, der alles ins Rollen brachte.

MusikBlog: Freya, die Veröffentlichung des Debütalbums markiert normalerweise den Startpunkt einer musikalischen Karriere. Du hast vor deinem ersten Studio-Longplayer bereits mehrere Singles, eine EP und zwei Live-Alben veröffentlicht. Wie kommt’s?

Freya Ridings: Für mich war das ein ganze normaler Prozess, den ich nie hinterfragt habe. Ich stehe schon auf der Bühne seit ich 11 bin. Ich bin unheimlich viel und gerne live unterwegs. Das ist mein Fundament. Natürlich ist die Balance wichtig. Um live spielen zu können, braucht man Songs, die geschrieben werden müssen. Das macht auch Spaß.

Aber am liebsten stehe ich auf der Bühne. Das war schon immer so. Die beiden Live-Alben habe ich veröffentlicht, weil ich die Songs und die Aufnahmen unbedingt mit meinen Fans teilen wollte. Ich wollte den Leuten, die mich schon seit Jahren so wahnsinnig toll unterstützen genau das geben, was mich als Sängerin ausmacht. Ich wollte die Energie und die Gefühle transportieren, die nur zustande kommen, wenn man auf der Bühne steht.

MusikBlog: Welche Gefühle breiten sich in dir aus, wenn du an die Veröffentlichung deines Debütalbums denkst?

Freya Ridings: Ich bin natürlich super gespannt und aufgeregt. Ich will endlich wissen, wie die Menschen auf meine Songs reagieren. Da ist ganz viel Vorfreude.

MusikBlog: Einige Menschen, die dich und deine Songs schon länger auf dem Schirm haben, stellen dich bereits auf eine Stufe mit Kate Bush, Florence Welch und Tori Amos. Was machen solche Vergleiche mit dir?

Freya Ridings: Das lässt sich nur schwer in Worte fassen. Ich hätte nie gedacht, dass man mich einmal mit diesen Künstlerinnen in Verbindung bringt. Und ich meine jetzt nicht den musikalischen Vergleich. Ich verehre diese Frauen und ihre Musik zutiefst. Ich bin mit den Songs von Tori Amos und Kate Bush aufgewachsen. Sie waren eine große Inspiration für mich. Ich meine eher den grundsätzlichen Vergleich. Das ist schon ziemlich bizarr und surreal für mich. Ich stehe ja noch am Anfang meiner Karriere.

MusikBlog: Der Anfang lässt sich aber schon mal gut an.

Freya Ridings: Auf jeden Fall. (lacht) Die letzten Monate waren wirklich unglaublich. Es hat mich schon vor zwei Jahren völlig umgehauen, als meine erste Single „Blackout“ rauskam und plötzlich alle Leute wissen wollten, wer ich bin. Ich war dann mit Acts wie Tears For Fears und Ray LaMontagne auf Tour. Das war schon unbegreiflich für mich. Ich hätte nicht gedacht, dass man das noch steigern könnte. Aber dann kam „Lost Without You“. Und seitdem steht mein Leben quasi Kopf.

MusikBlog: Gibt es einen Song auf deinem Album, der dir besonders am Herzen liegt?

Freya Ridings: Ich weiß nicht. Irgendwie gehört jeder Song zu mir. Jedes Lied hat eine eigene Geschichte. „You Mean The World To Me“ ist beispielsweise ein Song, der mir sehr viel bedeutet. In dem Lied geht es um die Beziehung zur Mutter. Ich habe den Song geschrieben, als es meiner Mum sehr schlecht ging. Sie war sehr krank zu der Zeit. Da stecken viele Emotionen drin.

MusikBlog: Beim Dreh des Videoclips zum Song waren auch die beiden Game Of Thrones-Stars Lena Headey und Maisie Williams mit dabei – Maisie vor, und Lena hinter der Kamera. Wie kam es dazu?

Freya Ridings: Auch das ist etwas, das ich noch gar nicht richtig fassen kann. Lena hat eine Freundin, die meine Musik kannte und Lena davon vorschwärmte. Lena wollte schon immer mal hinter der Kamera stehen und Regie führen. Als dann der Videodreh im Gespräch war, bot sie sich bei uns als Regisseurin an. Das ging dann irgendwie ganz schnell. Und plötzlich war dann auch noch Maisie mit dabei. Das war eine unglaubliche Atmosphäre am Set. Den Dreh werde ich sicherlich nie vergessen.

MusikBlog: So viele neue Eindrücke in so kurzer Zeit: Wie bleibt man da am Boden?

Freya Ridings: Ich bin kein Mensch, der schnell abhebt. Ich weiß das alles sehr zu schätzen und bin für jeden Moment und jede Erfahrung unheimlich dankbar.

MusikBlog: Gibt es einen „wichtigsten Moment“ in deinem bisherigen Leben als Musikerin?

Freya Ridings: Es gab schon so viele tolle Augenblicke. Aber die hätte ich wahrscheinlich alle nie erleben dürfen, wenn ich mich nicht als 11-jährige auf eine Open-Mic-Bühne gestellt hätte. Das war damals in meiner Schule. Eigentlich sollten an diesem Abend nur 16- bis 18-jährige mitmachen. Aber ich war mit 11 schon so groß, dass es keinem aufgefallen ist. Ich bin also rauf auf die Bühne und habe zwei Songs performt, die ich in meinem Schlafzimmer geschrieben hatte. Die Leute haben es geliebt. Ich denke, dass das der Moment war, in dem mir klar wurde, was ich mit meinem Leben anfangen möchte.

MusikBlog: Ein guter Tag.

Freya Ridings: Absolut. (lacht)

MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.

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