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Tindersticks – Live im GeyserHaus, Leipzig

Wiederholt waren Calexico, Kat Frankie, Dear Reader oder William Fitzsimmons in den vergangenen Jahren am Start, im Veranstaltungskalender 2019 stehen Hundreds, Tocotronic, Get Well Soon, Blumfeld, PeterLicht: Unglaublich, wie es das Team des soziokulturellen Zentrums GeyserHaus immer wieder schafft, Hochkaräter für einen Auftritt auf ihrer Parkbühne zu verpflichten.

Gestern gastierten die Tindersticks im charmanten Kleinod im Norden Leipzigs. Ein exklusives Event, denn die Band aus Nottingham lädt in diesem Sommer nur vereinzelt zu Konzerten an illustren Orten wie der Athener Akropolis – und eben auf die Parkbühne GeyserHaus!

Die Gründer Stuart A. Staples, Neil Fraser und David Boulter haben sich mit den später beigetretenen Kollegen Dan Mckinna und Earl Harvin zur Institution gehobenen Musizierens auf den Pfaden fortwährender Melancholie etabliert.

Überwiegend grau ist der Himmel an diesem Dienstag über der Stadt, in weiten Teilen grau auch das Haar des augenscheinlich mit den Protagonisten gereiften Publikums, welches wenig mehr als den Sitzbereich auf dem Areal füllt.

Als die Chamber-Popper kurz nach acht vor den schwarzen Bühnenhintergrund treten und „The Other Side Of The World“ von „The Hungry Saw“ anstimmen, umhüllt das Timbre von Frontmann Staples den Veranstaltungsort sofort wie eine Glocke, erwärmt sein warmer Bariton den relativ kühlen Abend.

Die ersten Stücke dienen der Feinjustierung, ab dem dritten Song sind die Tindersticks im Konzert angekommen, wenn die Drums auch etwas forscher geschlagen werden oder sich die Gitarre hier und da dominanter als im Studio nach vorn drängt:

Das Set wird präzise und konzentriert, das „Thank You“ nach jedem Stück ehrlich und allürenfrei bleiben.

„Like Only Lovers Can“, “Were We Once Lovers?“ – in den Grauzonen der Liebe sind die Texte zu Hause, scheinen deren inliegende Dramen physisch von Staples Besitz zu ergreifen, ist die Stimmung so intim, dass man den vorlaut zwitschernden Vogel im Park nebenan um Ruhe bitten möchte.

Alle erleben einen repräsentativer Querschnitt, der neben „How He Entered“ und dem brillant vorgetragenen „We Are Dreamers!“ viel von „The Waiting Room“ enthält, daneben u.a. mit „Blood“ vom ersten, „She`s Gone“ vom zweiten Album sowie mit „Willow“ vom “High-Life”- Soundtrack gespickt war und von Stücken ergänzt wird, die noch so neu sind, dass man „Pinky In The Daylight“ gleich doppelt starten muss.

Die Tindersticks spielen 90 Minuten in einer Liga der außergewöhnlichen Gentlemen und schicken ihr Publikum um Viertel vor zehn zufrieden in „A Night So Still“.

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