„Wer sich schneller entspannt, ist besser als jemand, der sich nicht so schnell entspannt.“ Das wusste PeterLicht schon 2006. Er würde hervorragend auf das Sound Of The Forest passen. Denn kaum ein Festival gefällt sich so sehr im „Wettentspannen“ wie das Idyll am Marbach Stausee.

PeterLicht war nicht anwesend. Das Beste am Sound Of The Forest 2019 ist aber ohnehin keine Frage von Wer oder Was, sondern, dass es stattgefunden hat. Mit einem Jahr unfreiwilliger Verzögerung hält die zehnte Auflage im 11. Jahr, was es ursprünglich für 2018 versprochen hatte.

Schmerzhaft waren die Meldungen vergangenen Sommer, als das Festival einen Tag vor dem eigentlichen Start wegen Waldbrandgefahr behördlich untersagt wurde. Der heiße, viel zu trockene Juni verhieß auch 2019 zunächst nichts Gutes.

Gelegentliche Regenschauer in den Tagen vor Festivalbeginn minderten dann glücklicherweise die Gefahr einer erneuten Absage. Die Erleichterung darüber ist schon am Donnerstag Abend auf allen Seiten greifbar.

Ein zweiter Ausfall hätte womöglich das endgültige Aus für die Veranstalter bedeutet. Künstler wie Ströme, die vor zwei Jahren schon den elektronischen Donnerstag-Abend versüßten, betonen eifrig, wie gerne sie nach dem Ausfall wieder auf der Seebühne stehen – mit dem Rücken zum Publikum.

Und die vertrösteten Besucher holen zu den Beats von Kid Simius einen Freudentanz ins Wochenende nach. Ab Freitag geht das Wettentspannen dann so richtig in die Vollen.

Bei den gediegenen Klängen etlicher No-Names auf der Seebühne verfliegen die zahlreichen Sonnenstunden an und im See wie im Flug. Gelegentlicher Regen am Freitag- und Samstagvormittag und eine sich nicht prophezeiende Unwetterwarnung taugen nicht als Stimmungskiller. Wechselhaftes Wetter ist schließlich notgedrungene Voraussetzung für die Anwesenheit der Leute.

Darüber freut sich auch Joris auf der Waldbühne, der mit einem Gastauftritt der K-Rings den Veranstaltern die würdige Bühne für ihre eigene Jubiläums-Sause bietet. „This is the sound of the forest“ singen ein paar tausend Kehlen.

Er hätte vergangenes Jahr schon auftreten sollen, genauso wie die Headliner Bilderbuch, die danach abreißen, was nicht niet- und nagelfest ist. Die Österreicher mit ihrem „One Earth“-Bühnen-Interieur sind musikalisch das Beeindruckendste des Wochenendes und ein mehr als würdiger Top-Act zum ersten Runden.

Leoniden müssen mit ihrem temporeichen, perkussiven Auftritt danach nur noch nur ernten, was Bilderbuch gesät haben. In einer der kleinen Zeltbühnen wird im Anschluss dann wahlweise zu Elektro oder Hip-Hop die restliche Nacht zum Tag.

Zwischen „Unterholz“ und „Fuchsbau“ lässt es sich allerdings auch tagsüber gut aushalten. Brennt die Sonne zu heiß, ist die schattige Chillout-Lounge im Wald eine Alternative zum See, bevor etwa Amber Run die britische Indie-Fahne hochhalten.

Überhaupt sind die vielen, mit Liebe zusammengeschusterten, Holzbauten an jeder Ecke nicht nur ein Hingucker, sondern vor allem entscheidender Gemütlichkeitsfaktor, der sich zum Markenzeichen etabliert hat.

Auch deshalb gilt hier jedes Jahr aufs Neue: Alles kann, nichts muss. Die pittoreske Gelassenheit der Veranstaltung steht im Zweifel über dem Line-Up, und wird, so das Wetter mitspielt, auch im kommenden Jahr für einen ausverkauften Odenwald sorgen, unabhängig davon, ob PeterLicht oder andere auf der Bühne stehen.

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