In Kanada scheint eine geheime Zutat im Wasser, die aus Individuen besonders gerne Kollektive zusammenkittet. Keine eingeschworenen Zirkel, eher lose, nicht auf Teufel komm raus verpflichtende Vergemeinschaftungen, nach dem ‘Kommt Zeit, dreht Rad‘-Prinzip.

The New Pornographers sind eine davon. Aktuell als Oktett unterwegs, wechseln wie bei Broken Social Scene – die berühmteste dieser Kommune-gleichen Bands – mal hier, mal da die Mitglieder, bei ein, bis zwei konstant bleibenden Häuptlingen.

A.C. Newman und Neko Case sind in dieser Position für das achte Album am Deutlichsten in Erscheinung, und Destroyer-Chef Dan Bejar ausgetreten. Seine Songs waren auf den vergangenen Alben nicht selten die, die den Unterschied machten, wenn er mit seinem Pop-Gespür aus der Vielzahl an Möglichkeiten dennoch schlüssig auf den Punkt komponierte.

Derzeit hat Dan Bejar anderes im Sinn, eine Rückkehr nicht ausgeschlossen. Für den Moment konnten The New Pornographers diesen Ausfall allerdings nicht kompensieren.

Mit acht Leuten sind die Songs auf „In The Morse Code Of Brake Lights“ entsprechend breit orchestriert, stromern unter der Federführung von Case und Newman aber auch ziellos durch die Untiefen des unendlichen Indie-Rocks.

Zwischen The Cars, The Shins und The Weakerthans. Die Liste ließe sich mit „The“-Bands noch eine ganze Weile fortsetzen.

Newman dürfte das wahrscheinlich sogar gut ins Konzept passen. Wollte er eigentlich keine Konzeptalben mehr machen, musste er nach eigener Aussage auf halbem Weg durch die Platte feststellen, dass lyrisch vieles auf Auto-Songs zeigt.

Die heißen jetzt „You’ll Need A New Backseat Driver“, „Leather On The Seat“ oder „Higher Beams“ und scheinen bewusst für ziellose Fahrten gedacht. In Letzterem heißt es entsprechend universell: Thank you, thank you for nothing“ Und dann universeller: „Fuck you, fuck you for nothing“.

Steigt man dann doch endlich aus der Karre, muss man sich verwundert fragen, wie die letzten hundert Wegkilometer mit Hintergrundrauschen unbeschadet zurückgelegt wurden, wo der Kopf doch überall war, nur nicht am Steuer.

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