Vorweihnachtlich frisch draußen. Trotzdem schon 30 Minuten vor Einlass ordentlich lange Schlange durch die Baustelle vor dem Uebel & Gefährlich. Schon kurz nach Einlass fühlt es sich ausverkauft an, Erwartung und Vorfreude vibriert fast greifbar durch den Raum.
Doch bevor Bishop Briggs die Spannung erlöst, kommt erst noch Yoke Lore. Adrian Galvin an Banjo und Gesang. Sound zwischen Singer/Songwriter und „handmade“ Pop.
Knackiges Schlagzeug, mal stampfend reduziert, mal komplex. Das Publikum anfänglich nicht besonders fasziniert, Gemurmel dominiert. Bewegen kann er sich. Zum Ende schafft er es noch, alle mit seinen Tanzeinlagen abzuholen. Wach, noch mehr Vorfreude.
Schlagzeug hinter Schallwand. Drummer und Keyboarder in schwarz-weiß karierten Overalls. Sphärisches Wummern setzt ein. Und endlich Sarah McLaughlin alias Bishop Briggs, die Menge seufzt auf. Verschmitzt grinsend im roten Samt-Hoodie.
„Champion“, namensgebender Track der neuen Platte und der Tour. Der Refrain glaubhaft von ganz tief drinnen: „You gotta get bruised before you get mad. You gotta fall down before you fight back“. Pure Energie.
Tempo einen Gang zurück. „Wild Horses“ vom Debütalbum. Der Text weniger gehaucht als auf der Aufnahme. Dadurch nicht weniger intensiv. Ballade wechselt sich ab mit krachender Hymne.
Unklar, was einen mehr in den Bann zieht – die flirrende Gitarre oder ihr intensiver Blick. Weiter geht es mit ein paar älteren Tracks.
Zurück zur aktuellen Platte. „Jekyll & Hide“! Die Bässe werden wieder losgelassen. Der Einfluss von K.Flay förmlich im Bauch spürbar. Wütender Bombast trifft auf dunkle Dramatik. Tiefe trifft auf Extrovertiert.
Der Druck knarzt sich verhalten aber ungebremst direkt hinein in „White Flag“. „If You Could Turn Back Time“, alle singen mit. Die Stimmung ausgelassen vor der Bühne. Sehr abwechslungsreich auf der Bühne.
Aufgeladen mit unendlich anmutender Energie. Im Kreis rennend wie ein Tiger, die Bühne ist zu klein. Springen, tanzen, auf der Stelle rennen. Alles, nur nicht stillstehen.
Überwältigt von Emotionen, verschmitzt, verhuscht. Dann ernst und erhaben wie eine Amanda Palmer. Glaubwürdig, ehrlich, persönlich, fragil. Immer authentisch. Überwiegend stark.
Ein Wirbelwind an Wechseln. Sie nimmt ein Kuscheltier als Geschenk genauso überzeugt an, wie sie selber Geschenke verteilt. Geburtstag des Toningenieurs. Kuchen mit Kerzen, Blumen. Vor allem aber ehrliche Verbundenheit. Schleppend geht es mit „Baby“ zu Ende.
Zugabe. K.Flay darf nochmal indirekt mitspielen. Erst der vierte Track von „Champion“. „My Shine“. Mit viel Wut allen Ex-Freunden gewidmet. Nochmal Vollgas vor dem Abschluss. Den macht natürlich ihr absoluter Hit „River“.
Der letzte Tropfen zum endgültigen Überlaufen. Perfekt choreografiert.