Das vierte Album von Poliça steht vor der Tür – „When We Stay Alive“. Ihr Debütalbum „Give You The Ghost“ überraschte 2012 mit einer ganz eigenen Art Alternative-Pop/-Rock.

Bereits ein Jahr später legten sie mit „Shulamith“ noch einen drauf. Zwei Schlagzeuge erzeugten darauf eine kraftvoll komplexe Dichte, und das intensive Spiel mit Autotune für die Stimme machten den Sound zu etwas komplett Neuem, noch nie Gehörtem.

Begeisterung und Lob von allen Seiten. Die dritte Platte „United Crushers“ wurde dann weniger experimentell, eingängiger und legte mehr Gewicht auf die Pop-Seite ihres Schaffens.

2018 dann eine Ausnahme-Produktion. „Music For The Long Emergency“ zusammen mit dem Berliner Klassik-Kollektiv Stargaze. Was „United Crushers“ an Außergewöhnlichkeit eingebüßt hat, bringt diese Kooperation vervielfacht zurück.

Jetzt in „When We Stay Alive“ beschäftigen sich die Fünf aus Minneapolis genau mit dem, was der Titel sagt – es geht weiter. Die charismatische Sängerin Channy Leaneagh erlitt während der Aufnahmen einen schweren Unfall. Sie stürzte vom Dach ihres Hauses und brach sich einen Wirbel. Logischerweise übte das starken Einfluss auf die Entwicklung der weiteren Stücke aus.

„Driving“, die erste Single-Auskopplung. Ätherische Sounds, die charakteristische Stimme. Verhalten bauen sich die Schlagzeuge schrittweise dahinter auf bis zum Sound, der so unverkennbar für Poliça ist.

Die starken Synthies von Mitgründer Ryan Olson bauen den Raum auf. Die Schlagzeuge spielen miteinander. Mal leichtfüßig komplex, dann wieder fordernd stampfend.

„Be Again“ lehnt sich an die Erfahrung des Unfalls. Sehnsüchtig und fragil zieht sich der Anfang gespannt in die Länge. Bis die Drums trocken stampfend einsetzen, und das Stück eine pulsierende Dichte entwickelt. Eines der Highlights.

Vom ersten bis zum letzten Ton eine Platte von Poliça. Jedoch kaum so intensiv wie die vergangenen Platten. Die Kompositionen klingen ätherischer, schwebender. Durchdacht, hochwertig, sauber, nüchtern.

Vom Rock ganz beim Pop angekommen. Obwohl es um Emotionen geht, wenig aufwühlend emotional. Man steht eher daneben und hört nüchtern zu, wird nicht als Teil davon mitgenommen.

So schön sich die fast 40 Minuten anhören lassen, der Zauber der ersten Werke macht der erwachsenen Professionalität Platz.

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