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Slotface – Sorry For The Late Reply

Was lange währt, wird endlich gut! Es ist eines der Alben, auf das die Indie-Punk-Szene seit vielen Jahren gewartet hat. Nach knapp drei Jahren ohne neue Musik melden sich Sløtface nun endlich mit ihrem zweiten Longplayer “Sorry For The Late Reply” zurück.

Nach ihrem erfolgreichen Debütalbum „Try Not To Freak Out“ aus dem Jahr 2017, ist der Nachfolger noch mutiger, rauer und minimalistischer.

Schon bei den ersten Songs auf „Sorry For The Late Reply“ merkt man, dass der Sound des Quartetts um Sängerin Haley Shea vielschichtig, aber über weite Strecken sehr poppig ist. „S.U.C.C.E.S.S.“, „Telepathetic“ und „Stuff“ setzen auf so eindringliche Refrains, dass noch Stunden später die Melodien und Worte im Kopf umher schwirren.

Insbesondere „Telepathetic“, die erste Singleauskopplung im letzten Jahr, macht deutlich, wofür „Sorry For The Late Reply“ steht: Lodernde Gitarrenriffs, gekonntes Einsparen von unnötigen Instrumenteneinsätzen und zugleich eine Art Motivation für den Zuhörer.

„Telepathetic“ beginnt mit solch einem ansteckenden Gitarrenriff, das die Melodie des Refrains vorwegnimmt, ohne dabei etwas zu verraten, denn schlagartig hört man nur noch eine treibende Bassline und die hyperaktiven Drums.

Haley Shea setzt dabei die Routine des Alltags in Szene, die sie – wie gewohnt – freundlich, aber mit zusammengebissenen Zähnen beschreibt: “Got up so early / The alarm rings. You only dreamed you got out of bed. / Now you’re waiting for the caffeine to kick in […] Feels like your stuck / Like everything good is somewhere else / Hoping for some drama / Desperate for new blood.”.

Auch bei „Stuff“ erkennt man dieses minimalistische System in den Liedern. Das Schlagzeug klingt fast wie aus dem Computer und wird im Großen nur vom Bass begleitet. Die Gitarre erweitert den ganzen Sound nur durch leichte Melodien.

Alles wirkt etwas schlicht, aber genau diese Synergie zwischen den Instrumenten und der Stimme von Haley Shea ist es, die eine so enorme Eindringlichkeit der Songs erzielt. Federführend dafür ist Produzent Odd Martin Skålnes, der bereits bei Sigrids Debütalbum “Sucker Punch” die Finger im Spiel hatte und auch nun bei Sløtface alles auf Hit getrimmt hat.

Trotz all der poppigen und minimalistischen Momente bleibt Sløtface im Kern weiterhin Punk, und dies merkt man auch deutlich. Gerade in den schnelleren Songs wie “Tap The Pack” oder „Crying In Amsterdam“ hört man knarzende Basslines, verzerrte knackige Gitarren und ein Schlagzeug, dass nach wenigen Sekunden die Herzfrequenz schnell nach oben schießen lässt.

Textlich befasst sich das Album mit den Themen, die seit Jahren die Generation Y beschäftigen: Der aufkommende Rechtsextremismus, der Klimawandel und die persönlichen Wege durch die Liebe bis zum Erwachsenwerden und der zwangsweise daraus entstehenden Planung der eigenen Zukunft.

Dass Sløtface sich mit dem Albumtitel für die lange Wartezeit entschuldigen wollten, steht außer Frage. Doch, wenn das dabei rauskommt, dann können sie diese Art von Entschuldigung gerne weiter durchziehen.

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