25 Jahre Bandgeschichte haben Nada Surf inzwischen auf dem Buckel. Diese Strickpullunder gewordenen Band aus New York, die chemiefreien Weichmacher für den sparsamen Waschgang der geschundenen Indie-Seele.

Nie haben sie sich mehr Zeit für ein Album genommen. Seit „You Know Who You Are“ sind vier Jahre vergangen, in denen das Quartett seine harmoniebeseelten Batterien aufgeladen und sich noch das eine Deut mehr an der Glückseligkeit betrunken hat – ohne jemals ignorant zu sein.

Denn Frontman Matthew Caws ist sich sicher: Selbst im finsteren Mittelalter gab es sonnige Tage, und schreibt dann einen Song wie „So Much Love“ als Sequel zu „Always Love” – einem ihrer größten Hits.

Der Auftakt des Albums ist Nada Surf par excellence, wo Sonnenstrahlen noch durch die trübste Wolkensuppe brechen und Radfahren das einzig echte Fortbewegungsmittel sein darf. Mehr Moll als Dur passiert dann in „Come Get Me“, wo sich die Band auf halbem Weg vorbei an Synthesizern strampelt, bis hin zum erbaulichen „Looking For You“ mit Chor und Streichern.

So weit so bekannt. Das schöne an „Never Not Together“ ist jedoch, dass sich Nada Surf nicht nur im Detail neue Facetten abringen. Im sprechgesungenen Essay „Something I Should Do“ überholen die Strophen den Chorus und die sozialen Botschaften argumentieren den Gesang von Matthew Caws zur Seite. Hier gelingt Nada Surf ihre „Popular“-Version zum neuen Jahrzehnt.

Und dann ist da noch das sechs-minütige „Mathilda“, in der Caws seine Autobiografie und toxische Männlichkeit ungeniert zusammen kriegt und er sich zum Höhepunkt des Albums offenbart:

„They used to call me Mathilda, my mama kept my hair long/ I was more pretty than handsome, I was not very strong/ My voice was kind of high, not a typical guy/ They used to call me Mathilda, I was never sure why/ I felt bad about it but I didn’t get mad/ I got sad about it but it was all that I had”

Dann schlägt der Song von Akustik-Ballade in Indie-Rocker um, die Räder rollen wieder und Caws unterstreicht sein Selbstbewusstsein auf grandios natürliche Weise. Es geht ihm gut, er war laut eigenen Aussage nie glücklicher, wird deshalb aber keinesfalls unkritisch.

Nada Surf haben zwischen den Zerwürfnissen stets das Lebenbejahende in den Schrein gestellt, ganz egal, wie introspektiv ihre Platten ausfielen. Mit „Never Not Together“ ist ihnen trotzdem der große Optimist in Menschengestalt passiert.

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