Das zweite Album erweist sich für viele Musiker als mindestens genauso wichtig wie das Debüt: Kann man die Lorbeeren für das Erstlingswerk wiederholen? Gibt man Fans, was sie erwarten, oder enttäuscht man sie? In welche Richtung entwickelt sich der eigene Stil?

Das Debütalbum der Amerikanerin Margaret Glaspy, „Emotions and Math“, kam gut an: Es war die intime, warmherzige Aufnahme einer Singer/Songwriterin irgendwo zwischen Blues, Folk und Indie-Rock.

Nun also das schwierige zweite Album. Doch nach dem Probehören von „Devotion“ kann man sagen: Es hat die Lorbeeren genauso verdient wie sein Vorgänger. Die Richtung von Margaret Glaspy ist: nach vorne.

Nach dem akustischen, gitarrenlastigen Debüt von 2016 hört man schon in den ersten Sekunden auf: Eine Vocoder-Stimme eröffnet „Killing What Keeps Us Alive“.

Elektro-Beats in bester 80er-Tradition machen „You’ve Got My Number“ zu einem Pop-Ohrwurm. Ansonsten gibt sich „Heartbreak“ als bluesige Ballade mit heimeligem Schallplatten-Geknister und „What’s the Point“ als Rocknummer mit krachenden E-Gitarren.

Ein Highlight ist das verträumte „Young Love“, wenn zu Liebeserklärungen in den Lyrics die Synth-Akkorde das Herzklopfen imitieren.

Dass all dies nicht zu einem beliebigen Genre-Mix wird, hat mit Glaspy zu tun, der alle Stile gleichermaßen gut stehen. Auf „Devotion“ hört man eine selbstbewusste Künstlerin, die auf ihrem zweiten Longplayer munter ausprobiert, was ihr Spaß macht.

Nicht immer klingt das noch wie klassische Singer/Songwriter-Musik, wenn man sich darunter eine Liedermacherin mit ihrer Gitarre vorstellt – auch, wenn es diese Songs immer noch gibt, siehe „You Amaze Me“.

„Devotion“ ist das ambitionierte zweite Album einer Künstlerin, von der man hoffentlich noch mehr hören wird.

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