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Deb Never – INTERMISSION

Ausnahmezustände und Isolation können offenbar auch Kreativität aus Künstlerinnen hervor locken. Charli XCX beispielsweise produzierte ein komplettes Album während des Corona-Lockdowns. Auch Deb Never legt mit „Intermission“ überraschend ein Album nach.

„A Collection Of Songs Made in Quarantine“, beschreibt die Songwriterin die sieben Songs plus Bonussong selbst. Und ähnlich betrübt wie eine lange Zeit ohne soziale Kontakte klingt das Album, das nur auf Bandcamp und SoundCloud zu hören ist, stellenweise auch.

Das Besondere: Der Lo-Fi-Sound von „Intermission“ nimmt seine Zuhörer direkt mit in die häusliche Quarantäne. Nachdem im Opener „Blue Room“ sanfte Gitarrensounds einsetzen, werden diese auch immer wieder von Küchengerödel begleitet.

Besteck, das nach dem Spülen eingeräumt wird und Geschirr, das auf den Tisch gestellt wird. Hat Deb Never „Intermission“ wirklich zu Hause aufgenommen, während Mitbewohner ihrer Putzplan-Pflicht nachgekommen sind? Oder spielt die Songwriterin bewusst mit diesen Elementen?

Einen Grund, den Opener noch einmal ohne Klirren einzuspielen, hat sie jedenfalls wohl nicht gesehen. „Blue Room“ bleibt bis auf sanftes Gesäusel am Ende weitestgehend instrumental und klingt eher nach Improvisation als nach festen Akkorden.

„Dangerous“ geht da schon einer klareren Linie nach, auch wenn der Gitarrensound weiterhin roh bleibt. „Take me back to when things were easy“, singt Deb Never und spricht damit wohl aus, was sich viele während des Lockdowns gewünscht haben.

Die Songwriterin aus Spokane, Washington zeigt sich auf ihrem ersten Album nach der EP “House On Wheels” zerbrechlich. Das äußert sich vor allem in dem rohen Minimalismus von „Intermission“:

Der Sound greift Grundelemente des Grunge auf, spielt aber gleichzeitig mit Rap-Elementen. Die Songs erhalten ihren Charakter weniger durch instrumentelle Fächerung und mehr durch Deb Nevers Melodien und Songwriting.

Damit schlägt Deb Never genau in die Kerbe einer Snail Mail, Soccer Mommy oder Beabadoobee. Besonders deutlich wird das im hitverdächtigen „Last Train“, das gleichzeitig energiegeladene und zurückhaltende Momente hat und stellenweise sogar an die frühere Avril Lavigne erinnert.

Nach der gitarrengeladenen Euphorie holt aber spätestens der Bonussong „Not Okay“ die Hörer*innen wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Deb Nevers Stimme ist brüchig, die Akkorde noch simpler gehalten als in den Vorgängern.

Und dennoch schafft die Songwriterin es hier, wieder von Anfang bis Ende zu fesseln. Gar nicht auszudenken, was Deb Never alles noch so gelingen könnte.

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