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The Magnetic Fields – Quickies

Stephin Merritt widerlegt die Konventionen von Album, Song und Message – schon wieder. 28 kurze und kürzeste Songs zwischen 13 und 155 Sekunden hat er für „Quickies“ geschrieben und die bissigen Pointen mit Shirley Simms eingesungen.

Und dabei ist das im Kontext seiner The Magnetic Fields-Historie noch vergleichsweise moderat. Vor zwei Jahren erschien „50 Song Memoire“. Und selbst da fehlten bereits 19 Songs zur Fülle ihres Referenzwerkes „69 Lovesongs”, auf drei CDs verteilt.

Treu geblieben ist sich Merritt darin, dass die Titel nicht selten länger sind als die Spieldauer, dafür aber nicht minder ausgefallen und listig: „When The Brat Upstairs Got A Drum Kit“ – verdammte Nachbarn.

Am Ende ist ihr Balg noch Schuld daran, dass sich wieder geschieden wird (“Let’s Get Drunk Again (And Get Divorced)”), um im Anschluss zum Glauben („I’ve Got A Date With Jesus“) und zur Midlife-Crises zurück zu finden („I Want To Join A Biker Gang“).

Merrit komponiert das Leben getreu dem Albumtitel im Indie-Schnelldurchlauf. In den Songs liegt die Schlüpfrigkeit, in ihrer Kürze die Pointe: „She’s got the biggest tits in history/ She loves to show them ’round/ They’re bigger than her chickadees/ They each weigh half a pound”, singt Simms in „The Biggest Tits In History“.

“I was busy shopping” erwidert Merrit in „I Wish I Was A Prostitute Again”. Und zusammen beschimpfen sie ihre imaginären Partner im sagenhaft unorthodoxen Duett „My Stupid Boyfriend“.

Die beiden kriegen in einem Zwei-Minuten-Stück mehr Lacher unter, als die meisten deutschen Comedians in einer zweistündigen Show auf RTL. Untermalt mit allerhand abseitigen und zu Teilen auch schwachsinnigen Instrumenten.

Merrit wird in den Credits unter anderem als E-Gitarrist, mit Aufnahmen an Mellotorn, Moog und einer Cigar Box Ukulele geführt. Letzteres darf im Garten der Fantasie ebensolche Blüten treiben wie das Wine Box Cello, das Sam Davol beigesteuert haben soll.

Das Konzept der doppelbödigen Narretei hat Merrit im eigenen Bandkontext bereits einige Male ausgereizt und in Sachen Quantität auch schon deutlich übertroffen. Als Gegengift zum humorbefreiten Unterhaltungsfernsehen ist man freilich trotzdem tausendmal besser mit „Quickies“ auf Sendung.

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