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LA Priest – GENE

Nachdem Sam Dust (bürgerlich Sam Eastgate) aka LA Priest 2015 mit seinem Debütalbum „Inji“ sowohl bei Kritikern als auch bei Fans seiner ehemaligen Band Late Of The Pier für Furore und Verwirrung sorgte, ist er nun mit seinem zweiten Album „GENE“ zurück.

Darauf beweist er – trotz aller Sprunghaftigkeit, was sein Alias angeht – dass er auch zu Commitment fähig ist. Denn benannt ist die neue Platte nach einer Drum Machine, die Eastgate sich quasi aus dem Nichts erdacht und über einen Zeitraum von mehr als einem halben Jahr selbst gebastelt hat.

Man mag sich deshalb an den Kopf fassen, schließlich ist es heutzutage leichter denn je, sich technologischer Möglichkeiten zu bedienen und derartige Effekte mal eben schnell digital zu erzeugen, aber seine analoge Arbeit macht sich bezahlt.

„GENE“ wäre nämlich nicht halb so interessant, gäbe es zu Eastgates perfekten, groovig-abgespacten Vocals nicht diese unberechenbare Maschine namens Gene. Sie ist halb Roboter, halb Bandmitglied, denn wie bei einem echten Drummer hat Eastgate seine Konstruktion so konzipiert, dass sie Fehler machen kann.

Und wie ein echter Bandkollege ist Gene als roter Faden auf dem ganzen Album vertreten – doch deshalb klingt die Platte keinesfalls monoton oder auch nur ansatzweise langweilig. Im Gegenteil: Sie ist lässig, verkorkst, düster, spaßig, melancholisch.

Das mag neben Genes Fehlern auch an der Entstehungsgeschichte des Albums liegen. Die Arbeiten daran begannen bereits 2017, in der Zwischenzeit ist Eastgate viel herumgekommen. Er hat in den USA in einer abgelegen Hütte gelebt, in London gearbeitet, wohnt nun mitten im Nichts irgendwo in Wales.

Er betont, dass er social distancing schon praktiziert habe, bevor es cool wurde, was man einem Typen, der sich mit extrem tanzbarer Musik einen Namen gemacht hat, nicht unbedingt abkaufen würde.

Genau diese Widersprüche aber machen aus „GENE“ mehr als einfach nur ein irgendein neues Indie-Electro-Pop-Album. Hier treffen sich nicht nur Mensch und Maschine, sondern auch Handwerk und kreativer Wahnsinn.

Eastgate ist zwar immer noch kauzig, macht nun aber eine Platte, die konsistenter als sein Vorgänger und mehr als nur eine Aneinanderreihung einzelner WTF-Momente ist.

Man wünscht sich fast, er hätte sein Robo-Bandmitglied auch empfindungsfähig konstruiert, damit Gene sich darüber freuen könnte, zu was für einem großartigen Album er beigetragen hat.

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