Das Wort Sicherheitsmaßnahmen hat sich in den alltäglichen Sprachgebrauch so selbstverständlich eingebürgert, wie die Begriffe Hygienevorschrift oder Social Distancing, die vorher genauso unliebsam waren wie aktuell deren Missachtung.
Aber für Westerman scheint Sicherheit auch vorher schon ein großes Thema gewesen zu sein, denn die Abenteuer, die der Titel „Your Hero Is Not Dead“ verspricht, sind maximal geführte Wanderungen, auf denen mehr Kaffeepausen als Höhenmeter gemacht werden. Das soll gar nicht heißen, dass das Debütalbum des Londoners schlecht ist, es ist einfach nur wenig spannend.
Dream-Pop gleicht immer einem Drahtseilakt. Denn allzu häufig fliegt der samtene Teppich, von Synthie-Klängen gepaart, mit betörendem Gesang einfach nur auf dem schnellsten Weg ins Traumland, ohne dabei nachhaltig mehr zu sein als genau das – gute Musik zum Einschlafen.
Dass das aber auch überzeugend anders geht, haben beispielsweise Cigarettes After Sex oder Sufjan Stevens mit „Carrie And Lowell“ erfolgreich bewiesen. Diesem Niveau kann Westerman mit seinem Debüt leider noch nicht ganz das Wasser reichen, denn dafür ist „Your Hero Is Not Dead“ zu sehr Einheitsbrei ohne Leuchtraketen.
Den Kampf mit Widersprüchen und Selbstzweifeln, aus denen das Debüt laut eigener Aussage Westermans entstanden ist, hört man „Your Hero Is Not Dead“ kaum an.
Wer es aber während der ersten Hälfte des Albums geschafft hat, die Augen doch noch aufzuhalten und sich nicht im einschläfernden Geplätscher aus Soundkollagen zu verlieren, der wird belohnt. Denn „Easy Money“ und „Blue Comanche“ sind die Angelhaken, die den Hörer aus dem Sumpf der Gleichförmigkeit ziehen.
Die eigentümliche Phrasierung gepaart mit synkopierten Beats von „Easy Money“ sind zwar immer noch kein Morgenespresso, aber eine mehr als willkommene Abwechslung, die dazu noch eine Botschaft transportiert, die man sich jeden Tag aufs Neue zu Herzen nehmen kann: „Why should I worry / Worry makes you ill“. Wenn’s doch so einfach wäre.
„Blue Comanche“ macht dann genau das richtig, was einigen Songs auf „Your Hero Is Not Dead“ fehlt: Statt eintönigem Fließen gelingt Westerman hier eine subtile Steigerung, die das gewisse Extra ausmacht. Beim nächsten Mal bitte mehr davon.