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Rufus Wainwright – Unfollow The Rules

Den Regeln zu entfolgen klingt nach einem guten Plan – vor allem, wenn man es mit einem Künstler wie Rufus Wainwright zu tun hat. Der New Yorker hat sich, all der Beständigkeit in seinen Mainstream-Veröffentlichungen zum Trotz, schon immer gern über Normen hinweggesetzt.

Zuletzt offenkundig wurde dies, als er für mehrere Jahre von der Pop-Leinwand verschwand und sich lieber extrem ambitionierten Projekten wie Opern oder einem Album von Shakespeare-Adaptionen widmete.

Jetzt ist der Baroque-Singer/Songwriter mit einem ganz klassischen Studio-Album zurück. Und was soll man sagen? Er enttäuscht nicht.

Seine kürzlichen Ausflüge in die Welten des Bildungsbürgertums kann man klar heraushören. „Unfollow The Rules“ ist eine dramatische Platte, so viel steht fest, aber einen Hang zum Theatralischen hatte Wainwright ja schon immer.

Was auf diesem Album neu ist, ist das Gefühl von Genügsamkeit, das die 12 Tracks darauf vermitteln. Seine letzte Pop-Platte, „Out Of The Game“, wurde von Mark Ronson produziert, war laut Wainwright selbst seine „tanzbarste“.

Seitdem hat sich viel getan: Der Musiker ist inzwischen seit acht Jahren verheiratet und man merkt, dass er irgendwie angekommen ist.

Das soll nicht heißen, dass er seinen Biss verloren hat – im Gegenteil. Songtitel wie „Hatred“, „Damsel In Distress“ oder „Trouble In Paradise“ legen nahe, dass auch jetzt in der Wainwright-Welt nicht immer alles Friede – Freude – Eierkuchen ist.

Die Art, wie er damit umgeht, ist jedoch eine andere: Wenn er auf dem Opener des Albums singt „There’s always trouble in paradise / Don’t matter if you’re good or bad or mean or awfully nice“, tut er das mit einer Gelassenheit, die man für sich selbst gerne entdecken würde.

Was die Platte dabei spannend macht, ist genau dieses Konstrukt aus widrigen Umständen und der Contenance, mit der man ihnen entgegentritt. Oder, um das Ganze auch von der anderen Seite zu beleuchten:

Wenn Wainwright auf dem Track „Peaceful Afternoon“ seine Liebe gesteht, kann er das nicht, ohne sich, seinem Gegenüber und den Hörern noch einmal die eigene Sterblichkeit ins Gedächtnis zu rufen.

Das macht aus „Unfollow The Rules“ ein Album, das vielleicht erst mal recht glatt und perfekt konstruiert daherkommt, dabei aber immer ein wenig ironisch ist, Grenzen austestet – und keinen Regeln folgt. Wäre auch zu schade gewesen, wenn Wainwright sich auf einmal um Normen geschert hätte.

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