Mit ihrem fünften Studioalbum „Off Off On“ trifft Kate Stables mit ihren This Is The Kit im düsteren Corona-Herbst voll ins Schwarze. Eine folkig jazzige Indie-Pop-Reise mit unbekannten Ziel ist genau das Richtige in einer Zeit, in der sich Angst, Wut, Leid und Hoffnung die Klinke in die Hand geben und keiner so richtig weiß, wo und wie das alles enden soll. So richtig geplant war der Hier-und-Jetzt-Soundtrack aber nicht. Die neuen Songs wurden allesamt bereits vor Beginn der Corona-Krise geschrieben. Seis drum. Fakt ist; „Off Off On“ hilft und gibt Kraft. Wir trafen Kate Stables zum Interview und sprachen über Paris, heilende Kräfte und inspirierende Nebenjobs.
MusikBlog: Kate, wo erreiche ich dich gerade?
Kate Stables: Ich bin daheim in Paris.
MusikBlog: Du stammst ursprünglich aus Bristol, lebst aber nun schon seit ein paar Jahren in Paris. Was ist so besonders an Paris?
Kate Stables: Für mich persönlich hat die Stadt eine ganz spezielle Bedeutung, da ich hier ein intensives, familiäres und unheimlich wichtiges Umfeld für mich aufgebaut habe. Das allein macht es mir schon unmöglich, über eine eventuelle Wohnsitzveränderung nachzudenken. Hinzu kommt, dass Paris, wie jede andere Großstadt auch, über ein unheimlich vielfältiges Kulturangebot verfügt. Hier gibt es jeden Tag so viel Neues zu entdecken. Und man trifft immer wieder neue Leute mit spannenden Backgrounds.
MusikBlog: Egal, wo man gerade lebt, überall wird man mit der Corona-Krise konfrontiert. Wie hast du die letzten Monate erlebt?
Kate Stables: Es sind schon beängstigende Zeiten, keine Frage. Ich denke, dass zu Beginn ein großer Schockmoment herrschte. Die Menschen waren schockiert und ohnmächtig und haben sich auch dementsprechend verhalten. Der Mensch an sich ist aber sehr anpassungsfähig. Irgendwann arrangieren sich die Leute dann mit der Situation. Das beobachte ich gerade.
MusikBlog: Was sollten wir aus der Krise mitnehmen?
Kate Stables: Vor allem sollten wir verstehen und einsehen, dass ein staatliches Gesundheitssystem überlebenswichtig ist. Die Menschen, die sich nicht versichern können, die stehen gerade ganz alleine da. Außerdem sollte der Pflegebereich viel mehr unterstützt und gefördert werden. Ohne all die Pfleger, Ärzte und Krankenschwestern wäre die Katastrophe noch viel größer und schlimmer.
MusikBlog: Heilende Kräfte werden gerade überall auf der Welt mit offenen Armen empfangen. Das bringt mich irgendwie auch zu deinem neuen Album. Die neuen Songs passen in punkto Stimmung, Atmosphäre und thematischer Bandbreite perfekt in die Zeit.
Kate Stables: Nun, mir war es wichtig, eine Entwicklung, einen gewissen Fortschritt näher zu beleuchten. Im Leben geht es manchmal zwei Schritte nach vorne, dann wieder einen zurück. Manchmal kommt Neues hinzu. Dann wird Altes plötzlich wieder wichtig. Man macht Lichter an und wieder aus. Alles ist ständig in Bewegung.
MusikBlog: Auch musikalisch ist alles in Bewegung.
Kate Stables: Ja, das stimmt. Die Songs habe ich ja alle schon im vergangenen Jahr geschrieben. Wir haben uns dann im Winter in einer einsamen Hütte in Wales getroffen, und uns an die musikalische Umsetzung gemacht. Dabei hat sich diese Vielfalt irgendwie so ergeben. Wir waren alle lange gemeinsam auf Tour. Wir sind als Band gewachsen und fühlen uns immer sicherer. Das führt dazu, dass man das Ganze selbstbewusster und auch offener angeht. Und wir hatten mit Josh Kaufman einen Produzenten an Bord, der einen ganz besonderen Vibe mit reingebracht hat. Das hat alles super gepasst.
MusikBlog: Inwiefern hat deine letztjährige Zusammenarbeit mit den Jungs von The National (Kate war Gastsängerin auf der letzten Tour von The National) Einfluss auf das neue Album genommen?
Kate Stables: Das war natürlich eine ganz intensive und spannende Zeit für mich. Die meisten Songs des Albums habe ich auch während dieser Tour geschrieben. Ich denke, dass ich auch viele Erfahrungen aus dieser Zeit mit in den Aufnahmeprozess einfließen ließ. Normalerweise beschäftige ich mich nur mit meiner Musik. Während dieser Tour war ich in einer ganz anderen Welt unterwegs. Da war neue Musik, ein neues Tourgefühl, neue Leute um mich rum: Alles war neu für mich. Das war sehr inspirierend.
MusikBlog: Apropos live: Wo fühlst du dich persönlich am wohlsten? Auf einer großen Festivalbühne oder eher in einer verschwitzten, kleinen Halle?
Kate Stables: Auf einer großen Festivalbühne zu stehen, kann schon ziemlich einschüchternd sein. Aber es macht auch Spaß, vor vielen Leuten zu spielen. Ich persönlich bevorzuge aber die kleineren Clubs. Da fühle ich mich irgendwie wohler. Wir sind auch schon in einer Höhle und in einem skurrilen Museum aufgetreten. (lacht) Am Ende geht es um die Verbindung zwischen Künstler und Publikum. Wenn die passt, dann ist es eigentlich egal, auf was für einer Bühne man gerade steht.
MusikBlog: Du bist schon ziemlich lange im Business unterwegs. Erinnerst du dich noch an den Moment, in dem dir klar wurde, dass dein musikalischer Weg Zukunft hat?
Kate Stables: Eigentlich wollte ich schon immer nur Musik machen. Das war und ist einfach mein Leben. Ich hatte nie besonders einschneidende oder wichtige Ziele vor Augen. Ich wollte einfach nur Musik machen. Punkt. Irgendwann war es einfach so, dass ich neben der Musik keinen anderen Job mehr hatte. Seitdem bin ich keiner anderen Arbeit mehr nachgegangen.
MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.