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Cabaret Voltaire – Shadow Of Fear

„Be Free“ – programmatisch der Titel zu Beginn von „Shadow Of Fear“, sorgte Richard H. Kirk, längst Cabaret-Voltaire-Alleinunterhalter, mit seinen Kompagnons doch immer dafür, dass sich die für das Ensemble öffnenden Schubladen ordentlich klemmten.

Nach den experimentellen Anfangsjahren mit Chris Watson legte er zusammen mit Stephen Mallinder Grundsteine für die Strahlkraft von Industrial und vielem, was später mit den Möglichkeiten elektronischer Klangerzeugung folgte, avancierten die Grenzgänger aus Sheffield, die Maschinen-Musik früh mit Funk, Dub und House kreuzten, zur kultisch verehrten Referenz-Band.

1994 war für das Duo Feierabend, Kirk sorgte seither unter diversen Projektnamen immer wieder für Nachschub. „Shadow Of Fear“ ist dato, auch wenn es sein Titel nahelegt, nicht unter Pandemie-Einfluss entstanden, sondern Ergebnis dessen, was ihm seit seinem One-Man-Auftritt als Cabaret Voltaire beim 2014er Atonal-Festival in Berlin an Entwürfen durch Kopf und Leiterplatten geisterte.

Zehn Tracks mit komfortabler Laufzeit kanalisieren die Tugenden der Vergangenheit zu Klängen für die Zukunft, so wie der Protagonist live altes Material nicht einsetzt, verzichtete er auf allzu üppiges Wühlen in der eigenen Asservatenkammer, wenngleich das Ergebnis unschwer dem Urheber zuzuordnen ist.

Nach einem Lockdown der Computer, wurde auf etablierte Technik zurückgegriffen. „Making this album reminded me a bit of the old days with Cabaret Voltaire because there wasn’t that much equipment, so you really had to use your imagination.” so der Künstler zu diesem beflügelnden Umstand.

Das knochentrockene „Vasto“ marschierte im Sommer bereits in stoischer Trance voran. Ob folgend Streicherfetzen „Night Of The Jackal“ zieren, Tempoverschleppungen „Microscopic Flesh Fragment“ unberechenbar machen oder das Beat-Mahlwerk von „Papa Nine Zero Delta United“ wummert – rhythmische Paranoia lauert hinter jeder Ecke.

Zwischen den von verzerrten Stimmgewirr durchsiebten Installationen tauchen immer wieder melodische Sequenzen auf, leichtfüßig springt schließlich „Universal Energy“ von Ton zu Ton bis die Platte am Ende zu schmissigen Bläsern „What’s Goin’ On“ fragt.

Das wusste man bei Cabaret Voltaire nie so genau. „Shadow Of Fear“ bleibt dieser Tradition verpflichtet.

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